Chronik/Wien

Drei Coronavirus-Infizierte in Wien: Fieberhafte Suche nach Patient Null

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Meldungen von Coronavirus-Infizierten auch Wien erreichen würden. Am Donnerstag wird in den Morgenstunden bekannt: Ein 72-jähriger Österreicher liegt schwer erkrankt im Spital. Alle Tests auf COVID-19 sind positiv.

Doch das ist nicht alles: Der Mann lag bereits seit zehn Tagen in der Rudolfstiftung, ohne dass es eine Diagnose gab. Er hatte ungeschützt Kontakt mit Personal und Besuchern, befand sich während seines Krankenhausaufenthalts auf drei verschiedenen Stationen.

Wie das sein kann? Der Mann war kein Risikopatient, er hatte vorher weder eine Reise in ein betroffenes Gebiet gemacht, noch wissentlich mit Infizierten Kontakt gehabt.

Worst Case-Szenario

Dieses Szenario ist für die Eindämmung des Virus in Wien der Worst Case: Bisher weiß niemand, wer der ursprüngliche Überträger, der den 72-Jährigen angesteckt hat, ist – und ob er auch andere Menschen infizierte.

Die Behörden suchen derzeit akribisch nach jenen Personen, zu denen der Mann vor seiner Erkrankung engeren Kontakt hatte.

Routine-Test brachte Klarheit

Dass die Erkrankung bei dem 72-Jährigen überhaupt diagnostiziert wurde, liegt daran, dass alle Patienten in Wiener Spitälern mit Grippesymptomen seit dem Wochenende routinemäßig getestet werden. Und genau das war bei dem Mann der Fall: Er war wegen Influenza in die Rudolfstiftung eingeliefert worden. Erst am Mittwoch nahmen die Ärzte bei ihm einen Abstrich.

Daraufhin lief der Notfallplan an. Der Mann wurde unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ins Kaiser-Franz-Josef-Spital gebracht, das auf Infektionskrankheiten spezialisiert ist. Der Zustand des Mannes ist ernst, er ist nicht ansprechbar.

Stationen gesperrt

Das Wiener Gesundheitsamt sperrte die drei Stationen der Rudolfstiftung. Jene Mitarbeiter, die mit dem Patienten engen Kontakt hatten, wurden nach Hause begleitet, wo sie nun voraussichtlich in Quarantäne bleiben müssen.

Ob weitere Mitarbeiter isoliert oder getestet werden müssen, war Donnerstagnachmittag noch nicht klar. Auch die Familie sowie ein Freund, die den 72-Jährigen im Spital besucht hatten, wurden für Abstriche ins KFJ gebracht. Ihre Testergebnisse standen noch aus. Sie mussten sich ebenfalls vorerst in Heim-Quarantäne begeben.

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Ein Paar infiziert

Auch ein Ehepaar aus Wien hat sich mit dem Coronavirus angesteckt, wie am Donnerstagabend klar wurde. Die beiden waren in der Lombardei auf Urlaub und hatten nach ihrer Rückkehr Symptome entwickelt. Ob das Paar auch seine beiden jugendlichen Kinder angesteckt hat, war zunächst unklar. Sie zeigen jedenfalls Krankheitssymptome. Die gesamte Familie wurde ins KFJ gebracht, die Testergebnisse der Kinder standen bis zum frühen Abend noch aus.

Übrigens: Der Vater machte alles richtig, um eine Ansteckung weiterer Personen zu vermeiden. Der Mann ließ sich bereits am Mittwoch mit der Rettung ins Spital bringen. Der Gesundheitszustand des Paares ist gut.

Insgesamt wurden in Österreich bisher rund 500 Corona-Tests durchgeführt.

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