Chronik/Wien

Dorner-Rückzug: Ärzte reiben sich an ELGA

Walter Dorner, Ärztekammerpräsident von Wien und Österreich, hat am Donnerstag das Handtuch geworfen und angekündigt, bei der Wiener Ärztekammerwahl am 24. März nicht mehr zu kandidieren. Damit scheidet der 69-jährige auch als Kandidat für den österreichischen Kammerpräsidenten aus. Dieser soll am 22. Juni aus dem Kreis der neu gewählten Länder-Präsidenten gekürt werden.

Für einen Rückzug Dorners gibt es mehrere Gründe. „Ich will nicht aus der Kammer hinausgetragen werden und werde daher einer jüngeren Generation ein geordnetes Haus übergeben“, sagt Dorner selbst. Ein Zusammenhang mit seiner Zustimmung zu einem „elektronischen Gesundheitsakt“ schließt Dorner aus, obwohl ihm diese einen Misstrauensantrag eingebracht hat. Das Projekt „ELGA“ wird in der Ärzteschaft nämlich mit großer Mehrheit abgelehnt.

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Für seinen Rückzug gibt der Präsident auch familiäre und gesundheitliche Gründe an. Er leitete 13 Jahre die Wiener Kammer und fünf Jahre die Österreichische. Einen „Etikettenschwindel“ für eine nur kurze Präsidentschaft nach der Wahl wollte er nicht eingehen.

Als Nachfolger schlug Dorner seiner ÖVP-nahen Liste „Vereinigung Österr. Ärzte“ seinen Vize Johannes Steinhart vor. Der 57-jährige Urologe im Göttlichen Heiland ist als Hardliner bekannt. Er zeigt sich wenig kompromissbereit und gilt als erklärter ELGA-Gegner. Offensichtlich erhofft er sich ohne Dorner ein besseres Wahlergebnis.

Dorner war bisweilen auch weit von der Parteilinie entfernt, als er sich etwa mit dem damaligen WGKK-Chef Franz Bittner über höhere Ärztehonorare geeinigt hatte. Und er hat auch ÖVP-Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat kritisiert, als sie die hohe Zahl von Mammografien bekrittelte. Dorner: „Wäre Ihre Brust keine zweite Untersuchung wert?“

Die Gegner von Johannes Steinhart für die Wahl sind zum Teil noch unbekannt. Stichtag ist der 13. Februar. 2007 standen zwölf Listen am Wahlzettel (Grafik). Besonders aktiv war zuletzt der Hausärzteverband (ÖHV) mit derzeit nur vier Mandaten. Spitzenkandidat ist der Favoritner Dr. Wolfgang Werner. ELGA wird vom ÖHV massiv wegen Datenflut und schwerwiegender Haftungsfragen bekämpft.