Chronik/Wien

Doppelgänger: Postler sah aus wie Posträuber

Die Ähnlichkeit war rein zufällig und absolut unerwünscht. Weil ein freundlicher Postler aus Wien-Penzing einem gesuchten Posträuber derart ähnlich sah, galt er für die Kripo tagelang als Hauptverdächtiger. Sascha Veszelszky machte drei Tage "die Hölle durch". Erst als sich der in die Türkei geflüchtete Täter am Telefon meldete, konnte der treue Postfuchs durchatmen.

Der Postraub geschah am 11. August in der Brigittenau. Ein Geldbotenfahrer der Post wurde auf der Tour überfallen. Der Täter sperrte den Postler in den Laderaum, zog sich dessen gelbes T-Shirt über und fuhr die Tour fertig. Dann schlug der Überfallene Alarm; die Kripo rückte an.

"Wie ein Zwilling"

Eine Überwachungskamera hatte zum Glück für die Ermittler gute Bilder ausgespuckt. Aber zum Pech für Sascha Veszelsky. Der Gesuchte sah ihm täuschend ähnlich – eigentlich wie ein Zwilling. "Die Lachfalten, das schmale Gesicht, der Bartwuchs, alles gleich." Dann kamen noch andere (für ihn) erschwerende Details hinzu. In der Woche des Überfalls hatte der 42-Jährige noch eine Urlaubswoche angehängt. Es dauerte nicht lange, bis ein Insider den Postler auf dem Suchbild als Ganoven entlarvt haben wollte und die Kripo informierte. Dann wurde es für den Verdächtigten unbequem. In seiner Wohnung tauchte die Kripo auf. "Ich war aber nicht daheim. Eine Mitbewohnerin öffnete die Türe", schildert Veszelszky.

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Sie verhielt sich laut Polizei verdächtig, woraufhin die Beamten mit gezogener Pistole die Wohnung durchsuchten. Die Beamten riefen den Verdächtigen an. Auf die Frage, worum es eigentlich geht, bekam der Postler nur "Des wissen S’ eh" zur Antwort. "Mir ist dann nur der Raub eingefallen." Als Veszelszky mit der Lebensgefährtin im Internet das Fahndungsbild entdeckte, blieb ihm fast das Herz stehen. "Da war mir klar, warum ich gesucht werde", sagt der Postler. Und wartete ungeduldig auf die Kripo-Beamten. Es folgte wieder eine Wohnungsdurchsuchung, dann wurden Vergleichsbilder vom Polizei-Fotografen gemacht. Außerdem konfrontierten die Beamten den Verdächtigen mit Telefonaten und dem persönlichen Stand der Finanzen.

"Wenn Sie kein gutes Alibi haben, gehen Sie mit!" Mit diesen Worten verabschiedeten sich die Polizisten wieder. Veszelszky recherchierte seine Urlaubstage. "Mit Facebook und WhatsApp und Bildern aus Überwachungskameras im Supermarkt konnten wir nachvollziehen, wo wir waren", erzählt der Postfuchs. Es folgten drei schlaflose Nächte. "Obwohl ich wusste, dass ich es nicht war, kommt man sich sehr verfolgt vor." Dann kam der Anruf, dass alles geklärt und für ihn die Sache erledigt sei. "Die Polizisten haben korrekt gearbeitet."