Die SPÖ ruft die Neuauflage des Duells um Wien aus
Von Josef Gebhard
Nach den lähmenden Querelen um den Wechsel an der Spitze der Bundespartei versucht nun die Wiener SPÖ den Befreiungsschlag. Die Steilvorlage dazu liefert ausgerechnet FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache. In einer Presse-Diskussionsrunde stellte er einmal mehr den Anspruch der Blauen auf das Bürgermeisteramt in Wien klar.
Wasser auf den Mühlen der zuletzt mit sich selbst beschäftigten Roten. Sie können jetzt wieder ein Erfolgsrezept auspacken, das Michael Häupl zu unerwarteten Wahlerfolgen geführt hat: Die Proklamation des rot-blauen Zweikampfs um die Führung in der Stadt. Er soll Wählerscharen mobilisieren, die sich vor einem blauen Bürgermeister fürchten. „Das Duell um Wien kann beginnen. Wir sind gewappnet“, frohlockt ein SP-Stratege. Auch Parteimanagerin Barbara Novak nimmt den Ball bereitwillig auf: „Sollte Strache ernste Absichten haben, Bürgermeister zu werden, freue ich mich auf die Auseinandersetzung.“
Doch lohnt es sich für Michael Ludwig, das blaue Schreckgespenst wieder hervorzukramen? Für Politikberater Thomas Hofer ist eine solche Strategie durchaus Erfolg versprechend, sie müsste allerdings an die aktuellen Kräfteverhältnisse angepasst werden: „Angesichts der aktuellen Umfragen wäre es unglaubwürdig, von einem Zweikampf um Platz eins zu sprechen.“ Viel realistischer sei eine bürgerliche Mehrheit von FPÖ, ÖVP und eventuell Neos, mit der die SPÖ ihre letzte Machtbastion verlieren würde. Mit der Warnung davor ließe sich die SP-Klientel mobilisieren, ist Hofer überzeugt. Dazu müsste man die FPÖ jedoch auch an ihren Schwachstellen angreifen – allen voran die Sozial- und Gesundheitspolitik. „Hier könnte noch mehr kommen“, kritisiert der Experte.
Blaue Personalnöte
Was Ludwig hilft: Ein schlagkräftiger FPÖ-Spitzenkandidat ist derzeit nicht in Sicht: Strache fällt als Vizekanzler wohl aus, Klubobmann Johann Gudenus und Vizebürgermeister Dominik Nepp würden laut Hofer die Wähler eher demobilisieren als zur Wahlurne locken. „Wer unser Spitzenkandidat wird, ist weiterhin offen“, bestätigt Klubobmann Toni Mahdalik. „Es besteht aber kein Zeitdruck.“ Das blaue Wahlziel formuliert er so: „Wir wollen Regierungsverantwortung übernehmen. Dazu muss man nicht Erster werden.“
Profitieren könnten von einem solchen Lagerwahlkampf die arg zerzausten Grünen. Sie haben 2015 wegen des vermeintlichen rot-blauen Rennens um Platz eins viele Stimmen an die SPÖ verloren. Hofer: „Ihr Problem ist aber, dass sie sehr schlecht aufgestellt sind.“