Chronik/Wien

Deutschklassen bleiben weiter ein Streitthema

Beim Thema Deutschförderklassen scheinen das ÖVP-Bildungsministerium und die Stadt Wien weiterhin auf keinen grünen Zweig zu kommen. Nachdem gestern, Mittwoch, die Wiener Pflichtschulinspektoren vom Ministerium über den weiteren Fahrplan informiert wurden, meint man im Ressort von Heinz Faßmann, diese seien „in der Sache konstruktiver als ihr Bildungsstadtrat“ Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Dessen Ressort verfolge eine Verhinderungstaktik und arbeite im Hinblick auf den Raumbedarf mit „willkürlichen Zahlen“.

So werden in Wien 1022 Sprachstartgruppen parallel zum Unterricht geführt, in denen die Schüler elf Stunden aus der Klasse herausgenommen werden, erklärt man im Ministerium. Da es für diese 1022 Gruppen genug Räume gebe und diese im Schuljahr 2018/19 wegfallen, sei nicht nachvollziehbar, warum Wien für Deutschförderklassen mit 15 Stunden Förderung „angeblich nicht genug Räume“ habe. Schließlich würden die Kinder nicht mehr. Die Stadt sei an einer konstruktiven Lösung also nicht interessiert, lautet die Schlussfolgerung.

"Unausgereift"

In Czernohorszkys Büro schießt man postwendend zurück. Die Regierung habe „nach Ende der Einschreibefrist für die Schulen ein unausgereiftes Gesetz auf die Reise geschickt, nur um auf die Schnelle Wahlversprechen zu erfüllen“. Weder habe es Testphasen, noch seriöse Vergleichsmodelle gegeben. Dass die Umsetzung in Ballungsräumen daher nicht so einfach ist, sei also nicht verwunderlich.

Für die bisherige Sprachförderung seien in den Schulgebäuden meist kleinere Räume, Schulbibliotheken etc. verwendet worden, erklärt man im Wiener Rathaus. Bei den neuen Deutschklassen handle es sich aber um eigene, viel größere Klassen, die auch entsprechend ausgestattete Räume benötigen. „Wenn man alle Kinder, die Deutschförderung brauchen, in neue Klassen mit bis zu 25 Kindern steckt, braucht man allein in Wien 120 zusätzliche Klassenräume. Eine mittelfristige Schätzung wird noch schwieriger, weil Art und Umfang der geplanten Deutsch-Testungen erst Anfang des nächsten Jahres feststehen werden“, sagt Czernohorszkys Sprecherin. Das mache die Planung „extrem schwierig“.

Lehrer-Gewerkschaft fürchtet organisatorische Probleme

„Viele ungeklärte Fragen“ sieht auch die Pflichtschullehrer-Gewerkschaft. In einer Resolution hält sie fest, dass „aufgrund der unzureichenden Vorbereitung durch das Bildungsministerium“ wie etwa fehlende Lehrpläne oder Schulungsmaßnahmen „organisatorische Probleme“ entstünden.

„So sind zum Beispiel in der Frage der Deutschförderklassen unter anderem zahlreiche pädagogische (Gruppengröße), schulrechtliche (Schulpartnerschaft), dienstrechtliche (Stellung der Lehrkraft in einer Deutschförderklasse) und besoldungsrechtliche (Vergütungen und Zulagen) Fragen nicht gelöst“, heißt es in der Resolution. Man bedaure, dass das Ministerium die derzeit bestehenden Sprachstartgruppen und Sprachförderkurse ohne die eigentlich gesetzlich vorgesehene Evaluierung auslaufen lasse.

Im Ministerium verweist man auf einen in der Erarbeitung befindlichen Leitfaden für Schulleitungen. Die Petition werde darin eingearbeitet. Zudem werde es weitere Gespräche geben.