Der Präsident von der Baustelle
Von Elias Natmessnig
Der eine Lebensweg von Walter Ruck war vorgezeichnet, der andere nicht. Im Juni wird er Brigitte Jank als Wirtschaftskammerpräsident ablösen. Doch ursprünglich hatte der Bauunternehmer Walter Ruck an der Politik wenig Interesse – bis ihn sein damaliger Innungsmeister fragte: "Willst du nur von außen kritisieren oder stattdessen von innen etwas ändern?" Ruck wollte ändern.
Das Unternehmertum wurde ihm in die Wiege gelegt. Aufgewachsen in Simmering, pendelte er als Bub zwischen der Schule, dem Fußballkäfig und dem elterlichem Bauunternehmen. Als Gymnasiast schrieb er schon Anbote für die Firma, als Student für Bauingenieurwesen an der TU Wien holte er sich das theoretische Wissen. 1991 stieg er als zweiter Geschäftsführer in die Firma ein. Ein Familienunternehmen ist es bis heute. Seine beiden Söhne arbeiten ebenso mit wie sein Vater, der noch hin und wieder aushilft.
Wie im Unternehmen so will Ruck auch in der Kammer arbeiten. Seine Tür soll stets offen stehen für Diskussionen. Entscheidungen können gemeinschaftlich getroffen werden – nur einer muss schlussendlich verantwortlich sein. "Oder haben Sie einmal eine Baustelle gesehen, bei der drei Leute die Leitung gemacht haben? Das kann nicht gut gehen", sagt Ruck. "Führen heißt nicht voranzugehen, sondern dafür zu sorgen, dass einem die anderen folgen."
Bei der Wahl zum neuen Wirtschaftsbundchef sind ihm viele gefolgt. Ursprünglich hatte sich das oberste Gremium auf Robert Bodenstein festgelegt, seine Wahl schien nur noch Formsache.
Doch Ruck ging in eine Kampfabstimmung und setzte sich mit 100:83 Stimmen durch. Der erste Schritt danach war typisch für Ruck. Er holte seinen Konkurrenten in sein Team, machte ihn zum Stellvertreter.
Arbeitswelten
Wann immer es möglich ist, zieht Ruck sein Sakko aus, krempelt die Ärmel seines Hemdes hoch und fährt auf die Baustelle. Dort ist Ruck aufgewachsen, dort ist er zu Hause. Mit seinen Mitarbeitern saniert er gerade die Fassade eines Innenstadt-Palais, dazwischen ist Zeit für ein lockeres Gespräch. "Man muss sich stets besinnen, wo seine Wurzeln sind", sagt Ruck. Das soll auch die Strategie als Wirtschaftskammerpräsident sein. Die Kammer soll nicht die Wirtschaft im Allgemeinen oder die ÖVP vertreten, sondern vor allem die kleinen und mittleren Unternehmer.
Auf seine Baustellen wird Ruck daher in Zukunft nicht mehr oft kommen. Die Ärmel hochkrempeln wird er aber auch in der Wirtschaftskammer müssen.