Der neue Dirigent im Ersten
Von Elias Natmessnig
Der Sitzungssaal in der Bezirksvorstehung war gerammelt voll. Viele wollten sehen, ob es zwischen der scheidenden Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (jetzt FPÖ) und ihrem Nachfolger noch zum letzten Showdown kommt.
Doch dieser blieb aus. Stenzel hatte den Angelobungstermin weit in den Dezember verschoben, ihr Nachfolger Markus Figl (ÖVP) wurde bereits ungeduldig, selbst am Angelobungstag: "Ich freue mich, dass es endlich losgeht. Wir haben lang genug gewartet", sagte Figl kurz vor der Zeremonie zum KURIER.
Bevor er das Zepter übernahm, kam ein letztes Mal die scheidende Bezirksvorsteherin zum Wort. Stenzel war im Wahlkampf zur FPÖ gewechselt, um ihren Posten zu verteidigen. Allein es half nichts. Stenzel belegte bei den Bezirksvertretungswahlen nur den dritten Platz. Auch ihrem Wunsch, dass die Amtsübergabe von Vizebürgermeister Johann Gudenus geleitet werden solle, wurde nicht entsprochen. Bürgermeister Michael Häupl (SP) wählte für diese Aufgabe just ÖVP-Chef Gernot Blümel, der den Bürgermeister vertrat.
Der Neue
Markus Figl grinste da bereits über beide Ohren. Er fand in seiner Antrittsrede Worte, die auch von Stenzel kommen könnten. "Eines darf der erste Bezirk nicht werden: ein Disneyland für Touristen." Als erste Projekte nannte Figl die Sanierung des Stephansplatzes sowie den Ausbau der Citybusse. Auch den Diskotheken sagte er den Kampf an. "Hier gibt es schwarze Schafe." Er wolle ein Bezirksvorsteher für alle sein, betonte Figl und schloss mit den Worten: "Gehen wir es an."
Er wurde mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ, Grüne, Neos und der Liste "Wir im Ersten" bestätigt, nur die FPÖ stimmte dagegen. Als Stellvertreter fungieren Isabelle Jungnickel (VP) und Daniela Ecker-Stepp (SP).
Alle hat Figl aber noch nicht überzeugt. "An die Stenzel wird er nie herankommen", sagt ein einfaches ÖVP-Mitglied. Figl könne nicht so auf die Leute zugehen. "Wenn er sich da nicht verbessert, wird er nach der nächsten Wahl weg sein."
Ein anderer will Figl Zeit geben: "Immerhin ist er durch die Stenzel traumatisiert. Sie hat ihn nie gewollt." Eine Zuschauerin ist von Figl überzeugt "Er bringt frischen Wind hinein. Wichtig ist, dass er sich um die Anliegen der Bürger kümmert, etwa bei Parkplätzen. Auch die vielen Schanigärten müssen eingedämmt werden."
Auf den neuen Bezirkschef wartet also viel Arbeit.