College für Asylwerber ist Vorbild für den Bund
Von Julia Schrenk
Hoda will Apothekerin werden. Seit einem Jahr ist die 19-Jährige aus dem Irak in Österreich. Seit Oktober besucht sie das Jugendcollege der Stadt Wien.
Das Jugendcollege ermöglicht jugendlichen Asylwerbern zwischen 15 und 21 Jahren – also jenen, die nicht mehr schulpflichtig sind – den Zugang zu Bildung: Je nach Vorbildung und Wunsch-Ausbildung absolvieren sie Deutschkurse, besuchen Englisch-, Mathematik- oder EDV-Unterricht und lernen, was "Politische Partizipation" bedeutet.
1000 Jugendliche in Wien (davon sind etwa die Hälfte Afghanen, 180 kommen aus Syrien, 30 aus Somalia; nur 240 sind Mädchen) genießen seit Oktober diese Bildungsmöglichkeit. "Es hat sich herausgestellt, dass jugendliche Asylwerber, die nicht mehr schulpflichtig sind, kaum Perspektiven haben", sagt Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Diese Lücke wolle man schließen. Dafür bekommt Frauenberger Lob von ihrer Kollegin auf Bundesebene: "Wien nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Meine Forderung ist, dieses Projekt bundesweit aufzurollen", sagt Muna Duzdar, Staatssekretärin für Integration (SPÖ).
Die Finanzierung für das Projekt – sie übernimmt zur Hälfte der Europäische Integrationsfonds, zu anderen Hälfte die Stadt, das AMS und der Fond Soziales Wien – ist für drei Jahre gesichert. Schon jetzt stehen 60 Jugendliche auf der Warteliste.
"Unser Ziel ist es, die Jugendlichen in andere Regelsysteme zu überführen", sagt Projektleiterin Maria Steindl. Also in weiterführende Schule oder in Lehren. Oder, wie im Fall von Hoda, in eine Lehre mit Matura. Das ist für Hoda der schnellstmögliche Weg, zum Pharmazie-Studium.