Chronik/Wien

Burger essen für Connaisseure

Die Fenster sind nicht mehr verschlagen, die Klebefolie am Eingang ist überdeckt und über den beiden gelben Bögen des legendären McDonald’s-Ms hängt jetzt das schwarz-weiß geschwungene Logo der Swing Kitchen.

Alle Inhalte anzeigen
Die veganen Burgermacher Charly und Irene Schillinger eröffnen am 1. April ihr viertes veganes Burger-Lokal. Und das ausgerechnet in einer ehemaligen McDonald’s-Filiale. Nachdem der Franchise-Nehmer der Filiale in der Josefstädter Straße im achten Bezirk in Pension gegangen war, stand das Lokal leer. "Wir haben in der Gegend gesucht und wollten unbedingt in die Josefstädter Straße", sagt Charly Schillinger. Der ehemalige McDonald’s-Standort habe "Top-Frequenz". Und: "Die Menschen wollen einen guten, ehrlichen Burger", erklärt Schillinger. Egal, ob vegan, vegetarisch oder fleischig.

Selber machen

Der McDonald’s in der Josefstädter Straße ist nicht der einzige, der einem anderen Burger-Laden gewichen ist: In der Mariahilfer Straße 114 hat sich das Burgerlokal "Le Burger" angesiedelt. Das Unternehmen wirbt mit "frischen Zutaten, handgemachten Burgern, hausgemachten Saucen" und "100 Prozent Rindfleisch aus Österreich." Zumindest Letzteres gibt es auch bei McDonald’s.

Angesichts zweier geschlossener Filialen binnen kurzer Zeit stellt sich aber die Frage, ob der Burger-Riese mit Problemen kämpft. "Nein", sagt Ursula Riegler, Sprecherin von McDonald’s Österreich.

Dass die beiden Filialen geschlossen haben, habe nichts mit der Konkurrenz zu den kleineren, feineren Burger-Läden zu tun. "Beide Filialen sind sehr gut gegangen, aber man hätte sie modernisieren und an die Kapazitäten anpassen müssen." Denn das neue Konzept mit selbst zusammengestellten Burgern verlange die Modernisierung der Küchen.

51 Lokale führt McDonald’s derzeit in Wien. Die zwei genannten seien die einzigen, die in den vergangenen Jahren in Wien geschlossen wurden. "Wir konzentrieren uns jetzt auf die Entwicklung anderer Standorte", sagt Riegler.

Dass ausgerechnet Burger-Lokale in zwei ehemalige McDonald’s-Filialen ziehen, "bringt die Menschen natürlich zum Schmunzeln", sagt Ernährungswissenschafterin und Food-Trendforscherin Hanni Rützler. Aber: "McDonald’s ist noch immer der Riese". Dass auch "der Riese" seine Kunden die Burger seit Kurzem selbst zusammenstellen lässt, zeige aber, dass Individualisierung beim Burger-Essen aktuell ein großes Thema ist. Der Trend geht in Richtung Qualität.

Selber wissen

"Früher war es den Leuten egal, wenn die Tiere stundenlang im Lkw irgendwo hingeliefert wurden. Das ist jetzt anders", sagt Christoph Hödl. Der Fleischhauer ist der Einzige in Wien, der noch selbst schlachtet. Mit seinem Fleisch beliefert er mehrere Burger-Lokale in Wien. Viele Kunden wollen mittlerweile wissen, woher das Fleisch kommt, das sie essen, wie die Tiere gefüttert wurden und wer sie geschlachtet hat.

"Das Fast Food hat sich zum Fast Good entwickelt", sagt Rützler.

Alle Inhalte anzeigen
Für den Burger bedeutet das: "Er ist nicht mehr nur viel und billig, sondern auch gut. Qualität, Handwerk und Know-how werden kommuniziert." Soßen und Brötchen müssen längst hausgemacht sein. "Dadurch wird man auch ein bisschen zum Connaisseur", sagt Rützler.

Aufgrund seiner Veredelung löse der Burger auch das Steak als Luxus-Mahlzeit ab: "Es hat sich im Mainstream nicht durchgesetzt. Der Burger ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft gelandet. Er ist das neue Trend-Gericht."