Kameras sollen alle U-Bahnen überwachen
Weit kam er nicht. Andreas Rene T., 25, der am Montag in einer Wiener U-Bahn-Garnitur der U6 eine 23-Jährige vergewaltigt haben soll, wurde am Dienstag kurz vor Mitternacht in Graz festgenommen. Ein Zeuge (siehe unten) hatte den Verdächtigen in einer Straßenbahn wiedererkannt.
Der Fall sorgte für Empörung: Wie kann es sein, dass während der Rushhour in einer U-Bahn-Garnitur ein solcher Übergriff stattfindet (siehe Bericht). Gestern waren die Wiener Linien und die Wiener Polizei bemüht, das Bild der Öffis zurecht zu rücken. Denn: Unbeobachtet war der Verdächtige nicht. Mehrere von insgesamt 4000 Kameras in den U-Bahnen und Stationen filmten mit. Die Wiener Linien planen nun, die Videoüberwachung weiter auszubauen.
Im konkreten Fall dauerte es nur 30 Minuten, bis den Beamten das Bildmaterial übermittelt wurde. Bereits vorhanden ist auch der sogenannte „schnelle Meldeweg“ der U-Bahnbediensteten. Wenn sie etwas beobachten, können sie direkt die Polizei rufen.
Aufrüsten
Bei den ÖBB ist keine Ausweitung angedacht. „Nahezu alle Nahverkehrszüge sind mit Notsprechstellen ausgestattet. Einige auch mit Videoüberwachung. Im Fernverkehr fahren wir mit Zugbegleitern“, sagt Sprecher Herbert Ofner.
Als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnet Golob die Video-Ausstattung der Wiener Öffis. Das gestochen scharfe Fahndungsbild des Verdächtigen stammt aus einer Waggon-Kamera. Dadurch, so Golob, habe man sofort erkannt, dass der Mann aus dem Obdachlosenmilieu stammen müsse. In einer Unterkunft konnte jemand den 25-Jährigen identifizieren.
Die Exekutive ist in den Öffis besonders umtriebig. Seit dem Jahr 2006 gibt es U-Bahnstreifen. Seitdem gab es 20.000 Anzeigen. 9000 Personen wurden wegen verschiedener Delikte festgenommen. Seit 1. November ist auch die 110 Beamte umfassende Bereitschaftspolizei in den Öffis unterwegs. Seit Dienstantritt haben sie 4457 Personen kontrolliert.
Das 23-jährige Opfer verließ gestern das Spital. Der Verdächtige sollte im Laufe des Tages überstellt werden. Erst dann soll er einvernommen werden.
„Der Vorfall hat mich geschockt. Vermutlich hab’ ich mir deshalb das Bild gemerkt.“ Am Dienstagvormittag sah Peter Teufel, 29, auf einer Website das Fahndungsbild des mutmaßlichen Vergewaltigers Andreas Rene T. Kurz vor Mitternacht schlenderte er am Dienstag in Graz in einer Straßenbahn der Linie 13 direkt an dem Tatverdächtigen vorbei.
Dem Grazer fiel der verwahrloste Mann schon im Vorbeigehen auf. „Ich war mir ziemlich sicher, dass er es ist.“ Er saß einige Sitzreihen hinter ihm. Auf den 29-Jährigen wirkte T. „unruhig“. Er hat oft aus dem Fenster geschaut“.
Teufel hat ein geschultes Auge für Bilder. Er arbeitet für eine Fotoagentur. Der Grazer stieg aus, eilte nach Hause und sah sich nochmals das Fahndungsbild an. „Ich hab’ dann die Personenbeschreibung gelesen und war mir dann sicher.“ 15 Minuten nach seiner Begegnung mit dem Mann wählte er den Polizei-Notruf.
„Ich glaube, dass ich den Vergewaltiger von Wien gesehen habe“, erklärte er am Telefon. Kurz darauf nahmen Polizisten T. am Jakominiplatz fest. Von der Festnahme erfuhr Teufel anschließend, als er seine Aussage machte.