Blutige Fehde: Beteiligte und Waffen gefunden
Für die Polizei ist der Fall mehr oder weniger geklärt. Nachdem sich neun Männer tschetschenischer Herkunft Mittwochabend auf einer Wiese in Wien-Floridsdorf zu einer "Aussprache" getroffen hatten und das Treffen in einem Blutbad endete (siehe Bericht unten), sind nun auch die letzten beiden Beteiligten ausgeforscht worden. Und auch die fehlenden Tatwaffen wurden gefunden. Polizeidiensthunde erschnüffelten Donnerstagnachmittag ein Messer in unmittelbarer Nähe des Tatorts. Die Schusswaffe hatte ein Mann an einem öffentlichen Ort versteckt.
Gesuchter bekam Angst
Der fehlende letzte Mann am Tatort, der nach dem Schusswechsel geflohen war, ist ausfindig gemacht worden. Er war mit anderen Beteiligten an den Tatort in die Thayagasse gefahren, sei dort aber im Auto sitzen geblieben. Als die Situation vor Ort eskalierte, sei er aus Angst weggelaufen.
Und auch jener Helfer, der die Schusswaffe versteckt hatte, ist bekannt. Er hatte sie in der Eipeldauer Straße in der Donaustadt entgegengenommen. Und zwar von jenen Männern, die nach dem Schusswechsel mit dem Auto geflohen waren – einer davon war durch mehrere Schüsse in den Oberkörper lebensgefährlich verletzt.
Einen Bericht der Presse bestätigt die Polizei nicht. Demnach habe es sich um eine Fehde zwischen verfeindeten tschetschenischen Agenten gehandelt – einige Namen seien auch im Mordfall Israilow aufgetaucht. "Das Motiv liegt in einer Ehrenbeleidigung", bekräftigt Polizeisprecher Keiblinger. Es gebe keinen politischen Hintergrund. Die Ermittlungen führen ausschließlich die Beamten des Landeskriminalamtes. Der Verfassungsschutz sei nicht involviert.
Vier Männer wurden bei der Auseinandersetzung teils lebensgefährlich verletzt. Drei durch Schusswunden, einer durch Stichverletzungen. Hintergrund war das harmlose Foto einer jungen Frau, das die zweite Familie hatte und auch herzeigte. Das habe die Familie der Frau nicht dulden können.
Vier Männer sind unter WEGA-Bewachung in Krankenhäusern, vier weitere befinden sich in Untersuchungshaft.
Es war das (züchtige) Foto einer Frau, das die Fehde zwischen zwei tschetschenischen Familien ausgelöst hat. Bei einer "Aussprache" auf der grünen Wiese in Floridsdorf wurden Mittwochnachmittag drei Männer angeschossen, einer mit einem Messer verletzt – der KURIER berichtete. Die vier Männer sind im Krankenhaus, zwei davon schweben noch in Lebensgefahr. Vier weitere Beteiligte befinden sich in Haft. Nach zwei Männern wird noch gefahndet.
Am Tag danach sind die Ermittler noch immer auf Spurensuche im Grüngürtel in der Thayagasse. Dutzende Polizisten und Suchhunde durchkämmen das verwucherte Gebiet. Mit Metall-Detektoren werden Patronenhülsen gesucht.
Mittäter nahm Waffe
Die Polizei suchte in dem Moment nach einem weiteren Beteiligten. Und nach der Schusswaffe. Beides fehlte bis zuletzt. Einen Tag später steht fest: Ein Landsmann hat die gesuchte Waffe an sich genommen – und zwar in der Eipeldauer Straße, wohin drei Beteiligte nach dem Schusswechsel geflüchtet waren; nach ihm wird ebenfalls gefahndet. In dem Auto befanden sich zwei angeschossene Personen. Darunter ein Mann, der mehrfach in den Oberkörper getroffen worden war. Sein Sohn, der ebenfalls im Auto war, rief die Rettung.
Zuvor war die "Aussprache" eskaliert. Ein Mann zückte eine Pistole und feuerte auf die Kontrahenten. Dann kam es zum Handgemenge – die Rivalen wollten ihm die Waffe entreißen. Was auch gelang. Darauf fielen weitere Schüsse. Der Schütze wiederum wurde mit einem Messer attackiert.
"Die Einvernahmen sind schwierig, aber die Männer sind teilgeständig", sagt Polizei-Pressesprecher Thomas Keiblinger. Von Reue sei aber keine Rede.
Eingeschleuste Agenten?
Zu der Fehde soll es laut einem Bericht der Presse gekommen sein, weil die beiden Clans die islamische Scharia vollzogen. Zwei der Beteiligten sollen im Verdacht stehen, eingeschleuste Agenten des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrov zu sein. Agenten, die den Auftrag hätten, die in Wien lebende tschetschenische Diaspora unter Druck zu setzen. Laut Presse soll sich auch der Verfassungsschutz für den Fall interessieren.