Besuch bei den Grill-Insulanern
„Auf dem Balkon oder der Terrasse grillen kann man schnell einmal. Hier kann man auch direkt schwimmen gehen“, sagt Werner Jammernegg. Er trägt grüne Badeshorts und wendet Zucchini-Scheiben in einer Alu-Tasse auf dem Rost vor ihm.
Die Abkühlung in der wenige Schritte entfernten Neuen Donau wird er bald brauchen, denn die Nachmittagssonne und die Hitze der Glut am Grillplatz Nummer Drei treiben ihm den Schweiß auf die Stirn.
Jammernegg schwingt an diesem Nachmittag zum ersten Mal auf der Donauinsel die Grillzange, obwohl er schon seit 33 Jahren in Wien lebt. Etwa genauso lange gibt es die betonierten Grillgelegenheiten schon. Und sie sind nach wie vor heiß begehrt: Bereits im Jänner, wenn die MA45 (Wiener Gewässer) das Kontingent für das nächste Jahr freischaltet, sind binnen kurzer Zeit die meisten Wochenenden ausgebucht.
Wintergrillen
Auch bei kühleren Temperaturen sind die Plätze gefragt: Zwischen Dezember des Vorjahres und März gab es laut MA45 100 Buchungen. Ein Ausbau der Grillgelegenheiten sei dennoch nicht angedacht.
Gerade noch einen freien Tag ergattert hat eine Gruppe junger Frauen und Männer am Grillplatz unweit der Nordbrücke. „Es ist schade, dass alles relativ schnell ausgebucht ist“, sagt Thomas N. Er und seine Freunde treffen einander einmal im Jahr zu einem Picknick, dieses Mal gibt es auch Warmes.
„Wir kommen her, um zu essen und die Gemeinschaft zu pflegen“, erzählt Gabriel R., der gerade Grillschicht hat. Bevor er loslegen konnte, musste die Gruppe den Platz allerdings erst von Essensresten säubern und Asche wegputzen. „Die Leute müssten sich mehr an die Regeln halten“, sagt Thomas N.
Derartige Verschmutzungen werden immer wieder Migranten zugeschrieben. „Das ist nicht auf eine Bevölkerungsgruppe reduzierbar“, sagt Stephan Friedrich von der Umweltbildung Austria. Die Einrichtung organisiert die sogenannten Grillplatzmeister. Dabei handle es sich um „Hausmeister im Grünen, die partnerschaftlich für Ordnung sorgen und noch dazu die Sprache der Gäste sprechen“, erklärt er. Im Repertoire sind unter anderen Serbisch, Türkisch und Arabisch.
Kontrolle
Diese Kenntnisse sind aus seiner Sicht mit ein Grund, warum öffentliches Grillen in Wien gut funktioniert. „Es kommen auch immer wieder Delegationen aus anderen Städten nach Wien, um sich das System anzuschauen“, sagt er. Die Grillplatzmeister gibt es allerdings nur in den Grillzonen, wo am selbst mitgebrachten Rost gebraten wird.
Auf der Donauinsel selbst kontrollieren Mitarbeiter des mobilen Inselservice mit grünen Fahrradhelmen die Reservierungen. Etwa bei einer Gruppe Inder auf Grillplatz Vier. Sie sind Mitglieder eines Kulturvereins, der hier jedes Jahr ein Fest feiert. Über der Glut brutzeln scharfe Hühnerflügel. „Wir haben auch indische Kochbananen“, erzählt der Vereinssekretär Baby Thuppathy. „Die sind sehr süß.“
Kalt bleibt der Rost wenige Meter weiter bei David Gergely und seiner Familie. Denn die vier haben den Platz nicht gebucht. „Wir haben das einfach nicht gewusst“, sagt er. Aber er fände das System gut, sagt er. Hungrig bleiben sie dennoch nicht, versichert Gergely: „Dann grillen wir halt auf der Terrasse.“