Chronik/Wien

Berittene Polizei: Die ersten Details

Hinter verschlossenen Türen wird im Innenministerium bereits eifrigst an der berittenen Polizei gearbeitet. Laut gut informierten Kreisen sind die Pläne für eine Reiterstaffel weiter gediehen, als bisher verlautbart wurde. Allfällige Einwände der Wiener Polizei sollen einfach beiseite gewischt werden. Es wird bereits an einem Einsatzkonzept gearbeitet, das Minister Herbert Kickl (FPÖ) spätestens im Mai absegnen wird. Doch erste Details wurden dem KURIER schon zugespielt.

Standortsuche läuft

Geplant sind demnach 24 Pferde, die vermutlich im Prater oder in der Lobau fix stationiert werden sollen. Der Vorteil wäre, dass von dort aus die Reiterstaffel rasch in die Innenstadt oder auf die Donauinsel verlegt werden könnte, wo sie hauptsächlich eingesetzt werden soll, etwa bei Demos.

Aktuell wird dazu mit dem Magistrat bereits ein geeignetes Quartier gesucht. Zunächst ist aber ein Testbetrieb geplant, im Frühjahr 2019 soll zunächst nur mit zwölf Tieren begonnen werden. Die Anzahl wird dann sukzessive bis auf 24 erweitert. Das sieht zumindest das bisher geheime vorläufige Einsatzkonzept vor.

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Hohe Kosten

Die Kosten für die Reiterstaffel dürften enorm sein: Aktuelle Schätzungen gehen von etwa 10.000 Euro pro Tier für die Anschaffung aus, für die tägliche Versorgung müsse pro Pferd mit 30 bis 40 Euro gerechnet werden. Die angepeilten 24 Pferde würden alleine rund 350.000 Euro jährlich kosten – die Gehälter der reitenden Beamten und des Stallpersonals nicht miteingerechnet.

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Vergleiche mit dem Ausland zeigen, dass die bisher vermuteten Summen ohnehin die untere Grenze darstellen. In Hamburg etwa schlagen sich zehn Pferde bereits mit 200.000 Euro pro Jahr zu Buche. Es ist also durchaus denkbar, dass allein die Tiere bis zu einer halben Million Euro pro Jahr kosten. Dazu müssen auch Transporter, Sättel und Stallungen angeschafft werden.

Lange Ausbildung

Für Ärger dürfte auch die Ausbildung sorgen, die pro Tier mindestens ein Jahr dauert. Die Pferde werden dabei im ersten Schritt mit Tennisbällen beworfen, um sie auf Angriffe vorzubereiten. Die Dosis soll dann Stück für Stück gesteigert werden, um sie resistent gegen Böller zu machen. Tierschützer wird dies weiter auf die Barrikaden treiben, sie haben bereits eine Online-Petition gestartet, die berittene Polizei wird als Tierquälerei angesehen.

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"Aus Tierschutzsicht gilt immer: Nicht die Tiere sollten sich an die Bedingungen anpassen müssen, sondern die Bedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden", sagt Martina Pluda von den Vier Pfoten. Jede Dressur in Richtung Polizeieinsatz widerspreche einer artgemäßen Haltung, da der natürliche Fluchtinstinkt der Tiere in vielen Situationen zwangsläufig unterdrückt werden muss.

Gewerkschafter kritisiert "Selfiepolizei"

Innerhalb der Polizei erntet man in inoffiziellen Gesprächen vor allem Kopfschütteln, kaum jemand sieht einen Nutzen in so einem kostenintensiven Prestigeprojekt.

Offiziell scharfe Kritik äußert der Chef der Polizeigewerkschaft, Reinhard Zimmermann (FCG): "Die Diensthundestaffel in Wien wurde erst vor wenigen Jahren von vier auf einen Standort zusammengekürzt. Für so eine Touristenattraktion ist nun aber Geld vorhanden. So eine Selfiepolizei, um Fotos zu schießen, hat auf jeden Fall wenig Sinn."