Chronik/Wien

Bauträger lässt Nachbarn abschleppen

Damit hat Markus W. nicht gerechnet, als er gemeinsam mit seinem Fliesenleger die Fliesen vom Auto in seine neue Wohnung in der Axel-Corti-Gasse in Floridsdorf geschleppt hat. 20 Minuten seien die beiden in der Wohnung gewesen – als sie zurückkamen, war Markus W.s Auto weg. Abgeschleppt von der Firma Toman. Und das Auto vom Fliesenleger gleich dazu. "Wir sind es dann gemeinsam auslösen gefahren. 300 Euro hat das pro Auto gekostet", erzählt Markus W.

Der 36-Jährige hat – wie auch die anderen Eigentümer der Anlage – vor zwei Wochen den Schlüssel zu seiner neuen Wohnung bekommen. Und wie die anderen Eigentümer ist auch Markus W. derzeit mittendrin im Umzug. "Es besteht aber absolut keine Möglichkeit, zu der Anlage zuzufahren, um Möbel und dergleichen anzuliefern", sagt W. Der gesamte Grund vor der Wohnhausanlage, inklusive Garagenzufahrt und Umkehrplatz, gehört nämlich dem Bauträger Kallco, in deren Besitz auch die Privatstraße liegt. Halten und Parken ist dort verboten. Und Kallco lässt rigoros abschleppen. Je nachdem, ob man das Abschleppen noch verhindern kann, oder eben nicht, belaufen sich die Kosten auf 190 bis 300 Euro.

"Zig Eigentümer wurden schon zur Kasse gegeben. Aber die Krönung ist, dass auch die Umzugsfirmen abgeschleppt werden." Die hätten sonst nur die Möglichkeit, in der Leopoldauer Straße oder in der Heinrich-von-Buol-Gasse zu parken. Doch bis zur Wohnhausanlage ist es dann ein weiter Weg.

Feuerwehrzufahrt

Die Hausverwaltung des Neubaus versucht zu schlichten, aber bisher ohne Erfolg. Von Kallco heißt es, es gebe keine andere Möglichkeit, als abschleppen zu lassen: "Die Leute parken alles zu. Wir müssen aber die Zufahrt von Rettung und Feuerwehr zu unserem Wohnhaus gewährleisten können", sagt Ronald Sirch, Prokurist bei Kallco. Die Firma hat einen Vertrag mit dem Abschleppdienst Toman abgeschlossen. Von dort heißt es, man werde meistens von Kallco über Falschparker informiert, dann würden die Abschleppwagen losfahren. Markus W. findet, man hätte zumindest eine Kulanzlösung finden können: "Wir haben drei Tage weggeschaut, aber es war alles zugeparkt, das können wir nicht erlauben", sagt Sirch.

Markus W. will sich das jedenfalls nicht länger gefallen lassen. Er überlegt, Klage gegen den Abschleppdienst einzubringen.