Chronik/Wien

Bauchstich: Mutter wollte Bettler keine zwei Euro geben

Auf offener Straße stach Donnerstag gegen 10.20 Uhr in Wien-Favoriten ein Mann einer 29-jährigen Passantin ohne Vorwarnung in den Unterbauch. Das Opfer – laut Polizei auch Mutter – wurde notoperiert und ist außer Lebensgefahr.

Zu der Bluttat kam es am Keplerplatz nahe der U 1-Station. „Da die Fußgängerzone zu diesem Zeitpunkt wegen des Wetters kaum frequentiert war, gibt es für den unerklärlichen Mordversuch so gut wie keine Zeugen“, erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger.

Zur Polizei geschleppt

Die schwer verletzte Frau schleppte sich nach der Messer-Attacke aber noch in das nahe gelegene Polizei-Wachzimmer Keplergasse. Dort wurde sie sofort von Polizistin Sandra F. und ihrem Kollegen Alfred B. erstversorgt: „Die Wunde hat ziemlich stark geblutet. Wir haben versucht die Blutung mit Mullbinden zu stoppen und alarmierten sofort die Rettung.“ Beide Beamte haben mit der, vor Schmerzen schreienden Frau durchgehend gesprochen. „Wir wollten das Opfer damit beruhigen.“

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Trotz des Stichs in den linken Unterbauch konnte Edita C. den Tathergang noch teilweise erzählen: So soll der unbekannte Täter sie vor der Apotheke auf der Fußgängerzone in der Favoritenstraße plötzlich angesprochen haben. Dabei zeigte der – mit starkem ausländischen Akzent sprechende Mann – der 29-Jährigen ein Foto: „Das hier ist mein Kind. Es ist sehr krank. Geben sie mir für die Behandlung meines Kindes zwei Euro.“

Keine Abwehrchance

Edita C. wollte jedoch keine Spende geben und ging wortlos weiter. Sie ignorierte den etwa 30-Jährigen ganz einfach. Jetzt muss sich – so der erste Ermittlungsstand – der Messerstecher vor sein späteres Opfer gestellt haben. Die Frau hatte nicht die geringste Chance die Messerattacke abzuwehren. Der flüchtige Bettler habe ansatzlos und ohne Vorwarnung zugestochen.

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Um 10.25 Uhr ging die Alarmierung durch die Exekutivbeamten bei der Wiener Berufsrettung ein. „25 Minuten später wurde das schwer verletzte Opfer in das Unfall-Krankenhaus Meidling eingeliefert“, erklärt der Sprecher der Wiener Rettung, Ronald Packert. Die Frau kam in den Schockraum und wurde stabilisiert, danach mehrere Stunden notoperiert. Bei Redaktionsschluss befand sich Edita C. bereits außer Lebensgefahr.

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Obwohl zum Tatzeitpunkt die Fußgängerzone beinahe menschenleer war, konnte die Polizei eine Täterbeschreibung recherchieren. Unmittelbar nach der Bluttat soll der 1,70 bis 1,80 Meter große Mann zu Fuß stadteinwärts geflüchtet sein. Er trug eine hellgrüne Trainingshose und einen grauen Kapuzen-Sweater. Auffällig seien seine rabenschwarzen Haare gewesen, sagen Zeugen. Die Polizei bittet jetzt um die Mithilfe der Bevölkerung. Jede Wahrnehmung kann entscheidend sein.

Hinweise, auch vertraulich bitte an: Tel. 01/31310 - 57800