Ballorganisator Platzer soll sogar 260.000 € abgezweigt haben
Von Elias Natmessnig
Der Skandal rund um den Verein der Wiener Kaffeehausbesitzer weitet sich aus. Wie berichtet, hatte der nunmehrige Ex-Obmann Maximilian Platzer Vereinsgeld für sein Kaffeehaus abgezweigt.
Allerdings weit mehr als bisher zugegeben. Das geht aus einem Gutachten hervor, das dem KURIER vorliegt. Darin wurde der Verein von Wirtschaftsprüfern durchleuchtet. Erstmals wird eine Schadenssumme genannt – sie ist höher, als von Platzer bisher genannt. Während dieser immer von 160.000 Euro sprach, ist die Schadenssumme laut Gutachten bereits bei knapp 260.000 Euro angelangt. Was Platzer bisher verschwieg: Nicht nur 2015 nahm er Geld aus der Vereinskasse für eigene Zwecke, auch 2014 geb es schon Privatentnahmen. Laut Gutachten waren das mit Stichtag 1. Jänner 2015 knapp 61.000 Euro.
So machen allein die unberechtigten Privatentnahmen abzüglich Rückzahlungen 136.000 Euro aus. Dazu kommen noch nicht nachvollziehbare Aufwandsentschädigungen, das Garderobengeld und zusätzliche 40.000 Euro Aufwandsentschädigung für die Ballorganisation ohne Beleg für eine Leistung.
Im Bezug auf das Garderobengeld ist sich Platzer keiner Schuld bewusst. Schließlich spreche die Hofburg dieses dem Veranstalter zu. Es gebe ein "blindes Einverständnis" mit dem Verein, dass er das Geld behalten dürfe, erklärt Platzer. Eine Nachfrage zeigt, dass es zwar stimmt, dass das Geld dem Veranstalterverein zustehe. Aber nicht zwingend dem Obmann persönlich.
Fehlende Belege
Eine bis dato noch nicht beleuchtete Rolle spielt auch Rechnungsprüferin Anna Karnitscher, die den Verein derzeit interimistisch gemeinsam mit Olaf Auer leitet. Denn in mehreren Fällen fehlen für die Privatentnahmen Platzers Belege und Genehmigungen – das hätte Rechnungsprüferin Karnitscher aber melden müssen. Auch hätten ihr die nicht genehmigten Privatentnahmen schon 2014 auffallen müssen. Doch für das Jahr 2014 gibt es noch nicht mal einen Rechnungsabschluss – obwohl dieser seit Herbst 2015 fällig wäre. Karnitscher erklärt gegenüber dem KURIER, dass es gerade eine Steuerprüfung gebe und der Abschluss daher noch nicht gemacht werden konnte.
"Dass gerade Karnitscher jetzt die Obmannschaft übernimmt und für Ordnung sorgen will, ist abstrus", sagt ein Insider mit Einblick in den Verein. "Da macht man den Bock zum Gärtner." Dass diese Sache nicht so harmlos ist, zeigt ein vergleichbarer Fall im Sport: Zwei Manager des Kärntner Volleyballvereins Aich/Dob sind zuletzt in Klagenfurt zu je zehn Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Sie sollen über Jahre Spenden privat verwendet haben, laut Urteil insgesamt 240.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hat bereits Ermittlungen aufgenommen, wie eine Sprecherin dem KURIER bestätigt.