Aufstand des Pflegepersonals in den Gemeindespitälern
Von Josef Gebhard
Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) kommt nicht zur Ruhe. Heute, Donnerstag, finden zeitgleich um 13 Uhr in sämtlichen Gemeindespitälern und städtischen Pflegehäusern Dienststellenversammlungen statt, zu denen mehr als tausend Mitarbeiter erwartet werden.
Eingeladen ist diesmal aber nicht die ob ihrer Arbeitsbedingungen frustrierte Ärzteschaft, sondern das nichtärztliche Personal. Dazu gehören – von den Pflegerinnen bis zu den Krankenträgern – immerhin rund 27.000 Angestellte.
Auch in dieser Berufsgruppe herrscht aktuell Aufruhr. Stecken doch die Verhandlungen mit dem KAV um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld in einer Sackgasse. Bis 31. März hätte es eine Lösung geben sollen, "bis heute gibt es aber kein herzeigbares Verhandlungsergebnis", sagt Günter Wukovits, oberster Personalvertreter im Wilhelminenspital.
Zu wenig Personal
Hintergrund des Konflikts sind die zuletzt geänderten Arbeitsbedingungen vor allem für das Pflegepersonal. Weil die KAV-Ärzte seit dem Vorjahr nur mehr durchschnittlich 48 Stunden pro Woche arbeiten dürfen, mussten mit Jahresbeginn Krankenschwestern und Pfleger bestimmte Tätigkeiten wie etwa Blutabnahmen übernehmen. Vereinbart war laut Betriebsrat, dass die Pflege dafür ihrerseits durch Reinigungspersonal, Service-Assistenten und Hausarbeiter entlastet wird. "Doch das nötige zusätzliche Personal gibt es nicht", sagt Wukovits. Folge sei eine totale Überlastung der Pflege.
Mehr noch: Spätestens ab 2021 dürfe auch das nichtärztliche Personal nur noch 48 Stunden pro Woche arbeiten. "Krankenträger etwa arbeiten statt 40 derzeit im Schnitt 60 Stunden. Sie würden dadurch bis zu 600 Euro verlieren. Dabei verdienen sie ohnehin schon sehr wenig", rechnet Wukovits vor.
Deshalb brauche es deutlich mehr Geld für all diese Berufsgruppen – etwa 180 Millionen Euro pro Jahr, lautet die Forderung der Personalvertreter. "Das ist keineswegs überzogen, wenn man bedenkt, dass deutlich kleinere Gruppe der Ärzte im Zuge ihrer Gehaltsverhandlungen etwa 110 Millionen Euro pro Jahr zugesprochen bekommen haben", sagt Wukovits.
Das letzte Angebot des KAV sei hingegen bei lediglich zehn Millionen Euro gelegen. "Vorgesehen ist dieses Geld aber nur für bestimmte Gruppen innerhalb der Pflege", sagt der Betriebsrat. Offenbar beabsichtige man hier, einen Keil zwischen die einzelnen Berufsgruppen zu treiben.
Im KAV weist man all die Vorwürfe zurück: "Zur Entlastung von Ärzten und Pflegekräfte haben wir knapp 150 neue Dienstposten für Stationssekretärinnen geschaffen", sagt eine Sprecherin. Auch dass man nur zehn Millionen Euro zur Verfügung stellen wolle, sei nicht korrekt. "Es laufen noch Gespräche, der nächste Verhandlungstermin ist noch im April."
Auf die Straße
Sollte der KAV nicht einlenken, könne man sich auch einen Protest auf der Straße vorstellen, kündigt Wukovits an. "Bei der Demo der Ärzte gab es ein paar Hundert Teilnehmer, bei uns wären es mehrere Tausend. Wir machen sicher mehr Lärm."