Aufstand der AKH-Ärzte
Von Martin Gantner
Thomas Szekeres will kämpfen - und knapp 1000 Ärzte im größten Spital Österreichs wollen ihn unterstützen. "Es geht nicht mehr", sagt der Arzt, während er Donnerstagfrüh in jener Notfallambulanz steht, in der es bald zu Personalkürzungen kommen soll. Der Medizinischen Universität Wien und den 1500 Ärzten geht das Geld aus. Allein heuer fehlen neun Millionen Euro.
Am Donnerstag lud der Mediziner zur Betriebsversammlung im AKH. "Knapp 1000 Ärzte werden dieser Einladung folgen", sagte Szekeres noch im Vorfeld. "Sollte sich an der jetzigen Situation nichts ändern, könnte es ab Jänner in der Notfallaufnahme zu wenige Fachärzte geben. In der Anästhesie und in der Chirurgie wird die OP-Frequenz um 30 Prozent gekürzt werden müssen." Seit Jahresbeginn versehen 24 Ärzte weniger Nachtdienst, andere Stellen wurden nicht nachbesetzt. "Ab Jänner werden nur 149 Ärzte anstatt wie bisher 171 in der Nacht anwesend sein", bestätigt Wolfgang Schütz, Rektor der MedUni.
"Rettet das AKH"
Mit Kollegen gründet Szekeres nun den Verein "Rettet das AKH". "Wir sehen uns gezwungen, Geld sammeln zu gehen."
Im Hintergrund tobt ein Finanzstreit zwischen Wien und dem Bund. Aufgrund der AKH-Sonderstellung werden Ärzte von Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) bezahlt, das Pflegepersonal von Wiens Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Dennoch sieht man im Ministerium die Verantwortung bei den Wienern. Das Geld des Ministers diene primär Wissenschaft und Forschung. "Spitalserhalter - und damit für die Patientenversorgung zuständig - ist Wien", heißt es aus Töchterles Büro.
Eine Meinung, die im nahen Büro der Stadträtin Unverständnis hervorruft. In einem Brief an Töchterle schreibt Wehsely von einer "offensichtlich seitens Ihres Ministeriums zu niedrigen budgetären Dotation" und hält fest: "Ich ersuche Sie, sehr geehrter Herr Bundesminister, die Dotation der MedUni Wien so zu erhöhen, dass diese ihre vertragliche Verpflichtung weiterhin erfüllen kann."
Die MedUni selbst fühlt sich von Stadt und Bund im Stich gelassen - weil die Gelder knapp werden und weil das AKH immer mehr Menschen versorgen muss, die auch in Gemeindespitälern oder in normalen Arztpraxen versorgt werden könnten.
Stoßgebete der Orden nicht erhört
Die Gemeinde Wien stellt sich tot", sagt Michael Heinisch, Chef von fünf von acht Wiener Ordensspitälern. 50.000 Patienten suchen pro Jahr die Ambulanzen der Häuser auf. Seit Wochen ringt Heinisch mit der Stadt ums Geld. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Weder die Gesundheits- noch die Finanzstadträtin ist kooperationsbereit." Wie berichtet, fehlen den Orden 18 Mio. Euro ab 2012.
Ein Sprecher von Stadträtin Sonja Wehsely (SP): "Für uns hat sich nichts geändert. Es sind keine weiteren Gespräche geplant." 2010 habe es auch eine deutliche Erhöhung des Budgets auf 50 Mio. Euro gegeben. "Trotz Krise können die Orden heuer mit demselben Betrag rechnen." Für Heinisch ist das "zu wenig".