Chronik/Wien

Asylwerber im neuen Quartier

600 Flüchtlinge finden in den kommenden Monaten in Wien eine Unterkunft. Damit konnte die Asyl-Notlage vorerst entspannt werden – niemand muss im Zeltlager schlafen. Die Bundeshauptstadt erfüllt mit einer Quote von 130 Prozent die Anforderungen der Asylvereinbarung im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern vorbildlich.

Trotzdem kommen die zusätzlichen Flüchtlinge jetzt nach Wien, was manchen Anrainern missfällt. „Wir haben von dem neuen Asyllager aus der Zeitung erfahren. Es gab sonst keine Informationen. Man wird vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt Stefan Mitrovic, der direkt neben dem zukünftigen Flüchtlingsquartier in Erdberg lebt. Dort wurden Montagabend die ersten 30 Menschen aus Syrien, Tschetschenien und Afrika untergebracht. Am Dienstag sollen weitere 50 folgen, am Ende werden es 250 sein.

„Ich finde es gut, dass wir Menschen in Not aufnehmen. Aber man muss einfach besser aufklären“, sagt hingegen Anrainerin Vesela Petrovic.

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Noch einmal 250 Asylwerber werden in Wien-Alsergrund ein Übergangsquartier finden. In dem Haus in der Althanstraße, das früher zur Uni Wien gehörte, befindet sich ein Kindergarten. „In den Bundesländern heißt es, dass 300 Flüchtlinge in einer 500-Seelen-Gemeinde zu viel sind. Aber hier kommen jetzt 250 Asylwerber in ein Gebäude mit 60 Kindern“, sagt Mutter Barbara S.

Als eine Anrainerin die Verantwortlichen der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) bei der Besichtigung des Hauses bestürmt, heißt es nur, dass die Details erst geklärt werden müssten. Eine endgültige Entscheidung wäre noch nicht getroffen. Wiederholt wird betont, dass man zeitgerecht alle Beteiligten informieren werde.

Schließsystem mit Code

Gegenüber dem KURIER hieß es von der BIG, dass es getrennte Zugänge für Kindergartenbesucher und Asylwerber geben wird. Die Tür zum Kindergarten bekommt ab kommender Woche ein eigenes Schließsystem. Eltern bekommen den dazugehörigen Code. Außerdem soll eine Securityfirma den Eingangsbereich absichern.

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Ein Kritikpunkt ist der kurze Zeitraum von angeblich nur vier Monaten, den die Asylwerber in der Stadt bleiben sollen. „Es ist Wahnsinn, wenn jetzt umgebaut wird und die Menschen im Winter wieder irgendwo anders hingekarrt werden“, sagt Barbara S. Schützenhilfe bekommen die Anrainer von Bürgermeister Michael Häupl: „Wir Wiener sind – mit Verlaub – nicht die Deppen der Nation.“ In einem ORF-Interview prangerte Häupl auch die Untätigkeit der anderen Bundesländer an: „Es geht einfach um die Einhaltung eines Vertrags. Die seit acht Jahren gültige 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern wird von einem Großteil der Bundesländer nicht erfüllt, das muss man in aller Offenheit sagen“, poltert Häupl.

Bilder vom Flüchtlingsquartier in Erdberg:

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