Aspanggründe: Wo Alt und Neu zusammenwachsen
Von Julia Schrenk
"Niemals vergessen" steht auf dem Stein, direkt vor dem neu errichteten Leon-Zelman-Park auf den Aspanggründen in Wien-Landstraße. Der Stein ist ein Mahnmal dessen, was hier einst geschah. Von 1939 bis 1945 wurden 50.000 österreichische Juden vom Aspangbahnhof zuerst in Ghettos, später direkt in Konzentrationslager deportiert. Sie kamen nie mehr zurück.
Weiter hinten, auf der Wiese vor dem Wohnhaus in der Aspangstraße 8, bohrt Heinz mit seinem fünfjährigen Sohn Severin eine Schraube in ein Holzbrett. Aus sieben Teilen einer alten Schalungsplatte bauen sie nach dem Entwurf der Architekten Miriam Pollak und Frank Schwenck einen gelben Sessel für den Balkon: Heinz und Severin nehmen an einem Workshop zum Bau von so genannten Upcycling-Möbeln (Upcycling ist das Umwandeln von alten Stoffen in neue Produkte, Anm.) statt.
Grätzel gestalten
Das Material und die "Möbelcoaches" stellt die Gebietsbetreuung im dritten Bezirk zur Verfügung. Teilnehmen können alle aus dem Viertel, nicht nur "die Neuen".
"Wir versuchen, die Leute, die hier schon länger wohnen, mit jenen, die zugezogen sind, zusammenzubringen", sagt Michaela Glanzer von der Gebietsbetreuung. Denn als 2011 das erste neue Wohnhaus errichtet wurde, seien viele Anrainer nicht gerade begeistert gewesen. "Aber das sind die Menschen nie, wenn ihnen ein Haus auf die Wiese vor ihrer Wohnung gestellt wird."
Das hat beim temporären Nachbarschaftsgarten funktioniert. Der wurde vor zwei Jahren auf jener Fläche geschaffen, die für die Errichtung eines Schul-Campus reserviert ist. Heute wachsen dort Erdbeeren, Tomaten, Zucchini, Melonen, Artischocken und sogar Kürbisse.
Geheimverstecke
"Ich war am Anfang sehr skeptisch", sagt Petra, die schon lange im angrenzenden Fasanviertel wohnt. "Ein Neubauprojekt auf diesen historischen Flächen." Aber, sagt sie weiter: "Es funktioniert. Und zwar voll, mit den Alten und den Neuen. Es sind Freundschaften entstanden. Es hat eine Karma-Änderung stattgefunden."
Stadtviertel Eurogate
Auf dem Areal des ehemaligen Bahnhofes Aspang entsteht die größte Passivhaussiedlung in Europa und ein neuer Stadtteil mit Wohnungen, Büros, einem Park und einer Schule.
Auf der Fläche für die künftige Schule wurde als Zwischennutzungsprojekt der „Nachbarschaftsgarten auf Zeit“ errichtet. Die Anrainer hoffen, dass dieser irgendwo auf dem Areal erhalten bleiben kann.