Soziale Wohnpolitik in Wien hält Mieten vergleichsweise niedrig
Im Vergleich mit anderen europäischen Metropolen wie Hamburg, Berlin oder London wohnt es sich in Wien noch vergleichsweise günstig. Das ergab eine Studie im Auftrag der Arbeiterkammer (AK).
Während ein durchschnittlicher Haushalt in Wien 27 Prozent des Einkommens für Mietkosten aufwendet, sind es in Hamburg 37, in Berlin 41 und in London gar 50 Prozent. Als direkte Folge dessen müssen in Wien mit knapp einem Fünftel auch deutlich weniger Haushalte als in den Vergleichsstädten mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Miete ausgeben. Generell gilt: "Ab einer Wohnkostenbelastung von einem Drittel wird es kritisch“, sagt AK-Wohnexperte Lukas Tockner.
Deutliche Unterschiede
Einer der Hauptgründe für die verhältnismäßig entspannte Wiener Wohnsituation ist die hohe Anzahl an Sozialwohnungen. 43 Prozent beträgt ihr Anteil in Wien, 22 in London, 10 in Berlin und nur 8 Prozent in Hamburg.
Das im Vergleich zu Wien hohe Mietniveau in Berlin führt Studienautor Justin Kadi von der TU Wien etwa direkt auf starke Einschnitte im sozialen Wohnbau zurück. "Berlin hat Anfang der 1990er-Jahre die Privatisierung des sozialen Wohnbaus deutlich vorangetrieben und die Förderung des sozialen Wohnbaus zurückgefahren", sagt Kadi.
Die Folge: Trotz späterer Eingriffe wie einem Privatisierungsstopp und Regelungen zur Mietbegrenzung "ist der Berliner Wohnungsmarkt heute stark angespannt und es fehlt an leistbaren Wohnungen".
Marktversagen
In Wien verfolgte man immer eine andere Politik, dennoch dürfe man sich auch hier nicht zurücklehnen, warnt die AK. Denn: "Der freie Markt funktioniert nicht.“ Das zeige sich daran, dass trotz steter Bautätigkeit am privaten Markt die Preise trotzdem weiter steigen. Der Grund dafür: Spekulation in Zeiten niedriger Zinsen.
Investoren parken ihr Vermögen in neuen, frei finanzierten Wohnungen, treiben dadurch die Preise und entziehen gleichzeitig dem Markt leistbaren Wohnraum, weil sich selbst mit leerstehenden Wohnungen Gewinne erzielen lassen.
Weitere Maßnahmen gefordert
Die AK fordert folglich, den sozialen Wohnbau weiter zu forcieren. So brauche es mehr Kompetenzen für die Länder, um deren Spielraum zu vergrößern und etwa einen verpflichtenden Anteil förderbaren Wohnungen im Neubau vorschreiben zu können.
Zudem wünscht sich die Arbeiterkammer ein Verbot befristeter Mietverträge für kommerzielle Vermieter und eine Verpflichtung, Flächen im öffentlichen Eigentum ausschließlich mit geförderten Wohnungen zu bebauen.
"Weil der Markt keinen leistbaren Wohnraum schafft, muss die Politik ran", fasst Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunal und Wohnen bei der Arbeiterkammer, zusammen.