Chronik/Wien

Anzeigenflut nach Eklat bei Tierschutz-Demo

Die brisante Mischung aus sieben Demonstranten, sechs Polizisten und verängstigten Angestellten einer Modeboutique führen nun wohl zu einem dicken Aktenordner bei der Wiener Staatsanwaltschaft. Bei einer Anti-Pelz-Demo des Verein gegen Tierfabriken (VGT) am Dienstag in der Rotenturmstraße kam es zu einer Rangelei. „Wir werden noch diese Woche eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft einbringen, wegen Verdacht auf Missbrauch der Amtsgewalt“, erklärt der Anwalt des VGT Bernd Haberditzl. Die Videodokumentation der Geschehnisse wurde nach knapp zwei Tagen auf Youtube schon über 7000 Mal angeklickt.

Ausgangspunkt des Eklats war, dass die Polizei den Ausweis von Aktivist David I. sehen wollte. Dieser verweigerte aber, ihn zu zeigen, weil es in seinen Augen keinen Grund dafür gab. Nun steht er im Verdacht der schweren Körperverletzung – eine der Polizistinnen wurde am Schienbein verletzt, als die Beamten David I. Handschellen anlegten. Als Einsatzgrund gab die Polizei „Demonstranten blockieren Geschäftseingang und belästigen Menschen“ an.


„Gefährliche Angriffe“

Der Inhaber der Boutique in der City hatte bei der Polizei angegeben, Angst zu haben. Er habe auch mit der Innenministerin persönlich Kontakt aufgenommen. Im Amtsvermerk steht geschrieben, dass aufgrund seiner Schilderungen und der Tatsache, dass es durch Aktivisten solcher Kundgebungen bereits öfters zu gefährlichen Angriffen gekommen war, die Identität festgestellt werden sollte. Bei einer ersten Kontaktaufnahme seien zudem Rucksäcke bemerkt worden, in denen sich „durchaus Gegenstände befinden könnten, mit denen gefährliche Angriffe verübt werden können“.

Die Tierschützer sehen das naturgemäß anders. VGT-Obmann Martin Balluch: „Wir machen solche Aktionen mehrmals die Woche und sind immer friedlich. Es wurden Flyer verteilt und umgetextete Weihnachtslieder gesungen.“
Aber nicht nur die eigentliche Amtshandlung, sondern auch die anschließende Veröffentlichung der Bilder der Polizisten wird Folgen haben – und zwar für die Tierschützer: „Wir prüfen wegen des strafrechtlichen Delikts der Beleidigung. Außerdem wird es eine Unterlassungsklage geben, damit Herr Balluch die Bilder der Polizisten von der Homepage entfernt“, sagt Polizeisprecher Manfred Reinthaler.

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