Antisemitische Attacke auf "Haus der Forschung" in Wien
Der Nahost-Konflikt wird immer mehr auch auf Wiener Straßen ausgetragen.
Ein in dieser Intension bisher beispielloser Angriff auf eine Institution der Republik Österreich erfolgte in der Nacht auf Freitag: Das "Haus der Forschung" in der Alsergrunder Sensengasse, Sitz der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), wurde nicht nur großflächig mit einschlägig antisemitisch konnotierten Sprüchen beschmiert, sondern auch per roten Farbbeutel bis in die Obergeschoße beworfen.
Aufgesprüht wurden auch rote Dreiecke – ein häufig verwendetes Sujet der Hamas, die damit in ihren Propagandavideos Feinde markiert und Angriffsziele kennzeichnet.
Spontane Pro-Palästina-Demo
Hintergrund dürfte eine spontane Pro-Palästina-Demo gewesen sein, die am gestrigen Donnerstag vor der Technischen Universität Wien startete und durch die Innenstadt bis zur FFG zog. Es liegt demnach nahe, das der Vandalenakt auf Aktivisten, die an dem Protestzug teilnahmen, zurückzuführen ist.
Den Passanten bot sich beim KURIER-Lokalaugenschein Freitagfrüh ein Bild der Verwüstung am erst 15 Jahre alten Gebäude.
„Stop Funding Genocide“
Die Attacke gegen die FFG hat wohl weniger mit der unmittelbaren Nähe zum Universitätscampus Altes AKH zu tun, wo es nach dem Hamas-Terror vom Oktober ebenfalls zu antisemitischen Schmierereien und im Mai zu einem Protestcamp gekommen war, sondern offenbar mit ihrer Rolle als Financier von Wissenschaft und Forschung per se. Zumal etwa Sprüche wie „Stop Funding Genocide“ und „Fuck FFG“ aufgeschmiert sind.
Ein FFG-Pressesprecher verurteilte gegenüber dem KURIER den Angriff auf das „Haus der Forschung“: „Als ersten Schritt haben wir jetzt Anzeige wegen Sachbeschädigung bei der Polizei erstattet und werden den Schaden so schnell wie möglich beheben lassen. Mehr können wir derzeit nicht machen.“
Schadenshöhe noch unklar
Während die Schadenshöhe noch unklar ist, gibt es zumindest hinter vorgehaltener Hand eine Vermutung, warum die FFG ins Visier des Pro-Palästina-Protests gekommen ist. „Eine der Forderungen war ja, dass Österreich alle seine Forschungskooperationen mit Israel beenden soll. Und wir haben natürlich auch eine Zusammenarbeit mit Israel im Bereich von Forschung und Entwicklung – auch auf europäischer Ebene über das Eureka-Programm“, heißt es.
Gemunkelt wurde zunächst auch, dass man vielleicht Opfer einer Verwechslung geworden ist, denn FFG ist auch ein deutscher Rüstungskonzern (Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft), der Geschäftsbeziehungen mit Israel auf militärischer Ebene unterhält.
"Die Ermittlungen laufen und werden gegen eine unbekannte Täterschaft geführt", hieß es von der Wiener Polizei auf KURIER-Anfrage. Erlange man von nicht angezeigten Kundgebungen Kenntnis - vorab oder im Nachhinein - werde man im Sinne der gesetzlichen Aufgaben tätig.