Chronik/Wien

Anrainer laufen Sturm gegen geplante Wohntürme

Es ist ein Konflikt, der an allen Ecken und Enden der Stadt auftaucht: Wien braucht neue Wohnungen, doch die Anrainer steigen auf die Barrikaden, wenn vor ihrer Haustür ein neues Projekt in die Höhe gezogen werden soll.Aktueller Fall sind die sogenannten Siemens-Äcker in Floridsdorf. Der dort angesiedelte Elektronik-Konzern hat ein 82.000 m² großes Reserve-Grundstück an die Sozialbau AG abgetreten. Diese will auf dem Areal bis zu 1300 Wohnungen errichten. Das Projekt enthält mittlerweile auch drei Gebäude, die 35 Meter in die Höhe ragen sollen. Die Umwidmung der Fläche soll Ende 2016 erfolgen.

Die Anrainer der angrenzenden Einfamilienhaus-Siedlung laufen Sturm dagegen: "Ich habe nichts gegen eine Bebauung. Aber sie soll an die Umgebung angepasst sein", ärgert sich Helmut Sommerer, der hier seit 35 Jahren lebt. "Weit und breit gibt es hier keine derart hohen Gebäude."

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Bereits 400 Anrainer haben eine Petition gegen das Projekt unterzeichnet. Sie befürchten eine massive Beeinträchtigung ihres Lebens.

Was Sommerer besonders aufstößt: "Ursprünglich war nur von 1000 Wohnungen und einem Hochhaus die Rede." Mehr noch: Er befürchtet, dass auf einem benachbarten Grundstück weitere Wohntürme gebaut werden. "Dann würde es hier aussehen wie in der Großfeldsiedlung."

Wohnungsnot

Wilhelm Zechner von der Sozialbau AG kann die Aufregung nicht verstehen: "Wir haben die Anrainer von Beginn an eingebunden." Bei dem geplanten Bauvorhaben handle es sich um ein hochqualitatives Projekt, von dem auch die Anrainer profitieren würden. "Herzstück ist ein 12.500-m²-Park, der auch von den Anrainern genutzt werden kann." Um Platz für ihn zu schaffen, musste man die Häuser höher planen, die Türme seien aber 120 bis 170 Meter von der Siedlung entfernt. Man werde auch dafür sorgen, dass die Verkehrsbelastung gering bleibt.

Ähnlich argumentiert auch Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ): "Wir versuchen, die Anregungen der Anrainer in den Planungen zu berücksichtigen." Die Stadt benötige aber einfach neue geförderte Wohnungen. "Sie wissen ja gar nicht, wie viele Menschen zu mir in die Sprechstunde kommen, die eine suchen."