Chronik/Wien

Angst vor Zerstörung der alten Ortskerne

Immer öfter werden in den alten Ortskernen Wiens oder in gewachsenen Siedlungsgebieten bestehende Baulücken oder freiwerdende Grundstücke mit völlig untypischen und viel zu groß geratenen Wohnbauten verschandelt. Zum Leidwesen der Nachbarschaft und der näheren Umgebung, wenn den schmucken Siedlungshäusern mit ihren grünen Vorgärten riesige Wohnburgen gegenübergestellt werden.

Der Ärger der Anrainer über solche Anschläge ist groß. In Aspern etwa hat sich deshalb bereits eine Aktionsgemeinschaft (AG) gegründet, die mit Unterschriftenaktionen gegen Politiker mobil macht. Tausende Unterschriften sind bereits gesammelt worden.

Dennoch: Der große Erfolg ist bisher ausgeblieben. Man hat zwar in der Bauordnung die sogenannten Doppelgauben - das sind zweistöckige Dachausbauten - untersagt, das Ortsbild selbst aber bleibt auch nach dieser Korrektur schwer beeinträchtigt.

Die AG in Aspern verlangt nun von der Politik eine weitere Verschärfung der Wiener Bauordnung. So sollen die §§ 69 und 85 zum Schutz des örtlichen Stadtbildes zur Verpflichtung werden. Die Bauklassenkategorie im § 75 soll für Siedlungsgebiete bis zur Gebäudehöhe von 7,50 Meter festgelegt werden.

Anrainerrecht

Es soll keine Ausnahmegenehmigung mehr für Dachgauben über ein Drittel der Fassadenfläche möglich sein und der Schutz des Stadtbildes soll als Anrainerrecht verankert werden.

Als negatives Beispiel wird von der Aktionsgemeinschaft ein Projekt in der Lohwaggasse 12 angegeben.

"Es ist ein schlechtes Zeichen für Bürgernähe, wenn sich gewählte Volksvertreter der Probleme und Sorgen der Menschen nicht annehmen" schreibt Christa Mayerhofer von der Aktionsgemeinschaft. Und sie meint damit die Rathausmehrheit.

Unterstützung haben die Asperner bisher nur von der FPÖ erhalten. Diese hat zwei Anträge im Gemeinderat zum Schutz der alten Ortskerne eingebracht. Die Anträge wurden jedoch ohne Begründung abgelehnt.

Der Baumeister und ehemalige Wiener FPÖ-Stadtrat Walter Prinz hat sich nun der Sache angenommen und will im Rathaus vermitteln. Einen Termin mit den zuständigen Stadträten Maria Vassilakou hat er für 4. April in Aussicht gestellt bekommen. Prinz ist als indirekter Anrainer eines Nachbargrundstückes selbst von einer Ortskern-Verschandelung betroffen. Er will dagegen engagiert kämpfen. Wenn es sein muss, bis zum Höchstgericht.