Vorsicht flauschig: Das Alpakaprogramm in Wien-Donaustadt
3,5 Millionen Alpakas leben in Peru. Eine Reise dorthin dauert rund 20 Stunden. Wer die Gesellschaft der freundlichen Tiere genießen möchte, muss dafür aber nicht mehr ganz so weit reisen: Denn bei einem Tagesausflug in die Donaustadt kann man bei Spaziergängen und Yoga Bekanntschaft mit Alpakas schließen.
Die Vorfreude ist groß: "Ich habe gehört sie sind ur flauschig", sagt Anya am Weg zu unserem ersten Alpakaspaziergang. Ein kleines Schild mit einem aufgemalten Alpaka auf einem Laternenpfosten entlang eines Feldwegs verrät uns, dass wir richtig sind.
Nicht auf Kuschelkurs
Gleich zu Beginn erfahren wir von den Besitzern Christian und Karl Kanzian von NIPA-Alpakas, dass Alpakas zwar unglaublich kuschelig aussehen, aber sich ungern tatsächlich kuscheln lassen.
"Dann sollten sie echt nicht so weich sein", sagt Anya. Die Enttäuschung hält aber nicht lange an, denn die bloße Gesellschaft der Alpakas reicht uns schon. Außerdem ist das Streicheln am Hals für die Tiere sehr wohl in Ordnung, erklärt Christian Kanzian.
Die Ausnahme ist das schwarze Alpaka "Samy", denn im Gegensatz zu seinen Herdenkollegen ist er für Kuscheleinheiten stets zu haben. Die Alpakas fühlen sich pudelwohl - das ist auch ihrem "Summen" beim Spaziergang und dem dazugehörigen Grasen zu entnehmen.
Das Geräusch ist ein Zeichen der Zufriedenheit und so lassen Alpakas andere wissen, dass sie anwesend und aufmerksam sind.
Nachdem uns der richtige Umgang mit ihnen erklärt wurde, sind wir mit fünf Alpakahengsten unterwegs. Die "Wanderungen" finden ausschließlich mit Hengsten statt, da Alpakastuten sich wegen der Mutterschaft nicht für die Spaziergänge eignen. Wichtig sei es, vor den Alpakas zu gehen, nicht am Strick zu reißen und nicht zu laufen - denn Alpakas sind zwar sehr ruhig, aber auch Fluchttiere.
Vorsicht Lacke!
Dass Alpakas Wasser lieben, wurde ebenfalls im Vorfeld mitgeteilt. Wie sehr sie es lieben, erfahren wir aus erster Hand als Wasserlacken am Weg sind. Alpaka "Max" zeigt sich besonders stur und würde gerne etwas länger in den Lacken plantschen. Bevor das weiße Fell jedoch ganz verschlammt ist, entschließt er sich doch seiner Herde zu folgen.
Alpakas sind nämlich Herdentiere. In dichter Traubenformation bewegen sich deshalb auch die Donaustadt-Alpakas voran. "Max" beeilt sich deshalb, wieder zu ihnen zu stoßen.
Maximal zwei Kilometer spazieren die Alpakas, bevor sie genug haben. "Wenn sie nicht wollen, dann geht es sowieso nicht", erzählt Karl Kanzian. Wenn es soweit ist, würden sich die Tiere einfach hinlegen. Auf die Bedürfnisse der Tiere werde stets eingegangen. Im Hochsommer werden die Spaziergänge wegen der Hitze außerdem ausgesetzt.
Gut für Herz und Seele
Das weiche Fell, die lieben Blicke und die dunklen Knopfaugen bringen die Besucherinnen und Besucher ins Schwärmen. "Tiere erfüllen eine wichtige Aufgabe beim Menschen - für Herz und Seele", sagt Erlebnis- und Gesundheitstrainerin Susanne Kindler. Sie startete die Organisation der Spaziergänge ursprünglich als Burnout-Prophylaxe. Dafür würden sich Alpakas gut eignen, da sie feinfühlig und freundlich seien.
Das Yoga der flauschigen Art
NIPA-Alpakas wurde laut den Eigentümern primär wegen der Wollgewinnung ins Leben gerufen. Das Wandern sei später hinzugekommen. Neben Spaziergängen werden außerdem spezielle Yoga-Stunden angeboten. Diese regen die Fantasie der Alpaka-Wanderinnen an. Wie darf man sich das Alpaka-Yoga vorstellen? Ist es am Ende so wie beim Ziegenyoga, und die Alpakas springen einem beim herabschauenden Hund munter auf den Rücken?
Ganz so brutal wird es nicht, im Gegenteil, der Zen-Faktor ist sehr hoch. Nach einer Jause werden die Yogamatten unter Bäumen im Kreis ausgebreitet, die Alpakas grasen in der Mitte und spazieren unbeeindruckt zwischen den rhythmisch atmenden Yoginis herum. Dann ertönt aber doch der Ruf der Natur, zumindest für die Alpakas. Eines nach dem anderen erleichtert sich in der Kreismitte, am Ende ist ein hübsches und beeindruckend großes Mandala aus Alpaka-Bemmerl entstanden.
Außerdem hat uns Alpaka "Beo" liebevoll beim Yoga angestupst. Wir sind also jetzt beste Freunde.