Chronik/Wien

Aktion für Pickerlbesitzer

Der Ärger ist riesengroß. Trotz eines gültigen Parkpickerls wurden seit Oktober hunderte Autobesitzer in den Pickerlbezirken hart gestraft. Ihr Vergehen: Sie hatten ihr Auto in einer Geschäftsstraße abgestellt.
In diesen Straßen gelten eigene Kurzparkzonen, Parken ist dort werktags (meist von 8 bis 18 Uhr) nur 90 Minuten erlaubt – auch für Parkpickerlbesitzer. So sollen für Einkaufende genug Parkplätze frei bleiben.
Bisher wurden Dauerparker toleriert, doch damit ist Schluss. Es werde lediglich effizienter kontrolliert, heißt es dazu lapidar aus dem Büro der Parkraumüberwachung. Seit der Zusammenlegung der Weiß- und Blaukappler jagen nun 360 Kontrolleure Parksünder. Bei Schulungen soll zudem auf die Kontrolle der Geschäftsstraßen großer Wert gelegt worden sein.

Parkuhr

Parkpickerlbesitzer müssen daher in Geschäftsstraßen nachweisen, dass sie nicht länger als 90 Minuten parken. Da sie keinen Parkschein ausfüllen, geht dies am besten mit einer Parkuhr.
Der KURIER schenkt daher am Mittwoch seinen Lesern die KURIER-Parkuhr. Einfach die Ankunftszeit auf der Parkuhr einstellen und die Uhr hinter die Windschutzscheibe legen. Nach 90 Minuten muss das Auto aber bewegt werden, sonst droht eine Strafe. Dagegen hilft auch die KURIER-Parkuhr nicht.
Alle Geschäftsstraßen finden Sie auf parken.wien.gv.at

Das Parkpickerl löst keine Probleme, meinen Geschäftsleute und bauten in Penzing eine Berliner Mauer auf. Dienstag, 9 Uhr früh: Auf der starkbefahrenen Hütteldorfer Straße geht nichts mehr. Polizisten sperren an der Leyserstraße den Verkehr. Autos werden umgeleitet, Straßenbahnen angehalten. Grund: Etwa 300 Geschäftsleute des Wiener Wirtschaftsbundes demonstrieren gegen das Parkpickerl.

„Nein zu diesem Parkpickerl!“ steht auf Transparenten und auf der Straße stehen rot-grüne Kartons. Sie sollen jene „Mauer“ darstellen, welche seit der Einführung des Parkpickerls in Teilen von fünf Bezirken die Bevölkerung von benachbarten Anrainern, Geschäftsleuten, Kunden und Pendlern trennt oder extrem belastet. „Wie einst die Berliner Mauer“, versucht WB-Chef Alexander Biach zu erklären.

Die Demonstranten sind allesamt selbst Betroffene. Etwa der Autospengler Walter Spatny, dem Mitarbeiter aus NÖ kündigen und sich einen Arbeitsplatz ohne Pickerl suchen. Für den Jungunternehmer kommt hinzu, dass er für seine drei Ersatzautos – so wie übrigens auch Ärzte – kein Parkpickerl im Heimatbezirk bekommt. Spatny: „Da werden Bürger und Pendler gegeneinander aufgehetzt.“

Andrea Feldbacher (Hotel Jäger, Hernalser Hauptstraße) weiß, dass 50 Prozent der Touristen mit dem Auto kommen und mit dem Pickerl Probleme haben. Auch wenn es jetzt Tageskarten um 4,10 € gibt.
Der Podologe Peter Schleifer (Hütteldorfer Straße 181) meint: „Wenn ich mein Unternehmen mit 40 Angestellten so führen würde, wie im Rathaus das Parkpickerl geplant wurde, wär ich längst im Konkurs.“
Mit großen Hammer-Attrappen ging es dann nach rund 45 Minuten an die Arbeit: Die rot-grüne Parkpickerl-Mauer in Penzing wurde zertrümmert und niedergerissen.
Auffallend bei den Stellungnahmen: Die lokale Notwendigkeit von Pickerln wurde nicht in Zweifel gezogen. Nur „dieses“ Parkpickerl wollen weder Wirtschaftsbund, noch ÖVP und FPÖ. Auch einige SP-Bezirke nicht. Lösungen, wie bezirksübergreifende Zonen oder ein West-Pickerl, werden gesucht.