Ärzte warten vergeblich auf die versprochenen Zulagen
Von Josef Gebhard
Anfang Juli des Vorjahres war die Erleichterung noch allseits groß: Nach monatelangem heftigen Streit einigten sich die Stadt und die Ärzte der Gemeindespitäler endlich auf die neuen Arbeitszeit- und Gehaltsregelungen.
Umso verärgerter sind die Ärzte nach dem Studium ihres Jänner-Gehaltszettels. Vergeblich suchen sie darauf die im Sommer versprochene Erhöhung der Nachtdienst-Zulage von 75 auf 135 Euro. Laut Vereinbarung hätte diese mit Jahresbeginn erfolgen sollen.
Nicht besser geht es den rund 80 Psychiatern, die für den Krankenanstaltenverbund (KAV) arbeiten. Ihnen war eine Zulage von 500 Euro (14 Mal brutto im Jahr) versprochen worden. Und auch die vereinbarte Zulage für die Mediziner in den zentralen Notaufnahmen wurde noch nicht ausbezahlt.
Denn bis dato fehlen die nötigen Beschlüsse des Landtages. Verärgerte Ärztevertreter haben deshalb bereits ein Protestschreiben an Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) gerichtet.
"Man hat ein halbes Jahr Zeit gehabt, die vereinbarten Zulagen zu beschließen", ist Wiens Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres empört. "Durch dieser Vorgehensweise fühlen sich die Ärzte einmal mehr vor den Kopf gestoßen. Unter den Kollegen herrscht ziemlicher Unmut."
Szekeres betont, dass es den Ärzten nicht um das Geld gehe, "sondern lediglich darum, dass die getroffenen Vereinbarungen eingehalten werden".
Nicht weniger empört ist Hermann Leitner, Ärztekammer-Kurienobmann der Spitalsärzte. "Der KAV hat den Ärzten nicht einmal kommuniziert, dass es zu Verzögerungen bei den Zulagen kommen wird."
Man habe sehr wohl die Mitarbeiter informiert, betont eine Sprecherin des KAV. Nicht äußern möchte man sich dazu, warum die nötigen Beschlüsse noch nicht erfolgt sind. "Der KAV hat die Gesetzesänderung rechtlich und rechtstechnisch aufbereitet, die entsprechende Novelle wird von der MA 1 (Personalangelegenheiten, Anm.) vorbereitet."
Rückwirkende Zahlung
Bis sie im Landtag beschlossen wird, wird allerdings noch eine Weile vergehen: Der frühestmögliche Termin ist der 25. März. "Klar ist, dass die betroffenen Ärzte die Zulage mit Wirksamkeit ab Jänner ausbezahlt bekommen", betont die Sprecherin. Die Auszahlungen sollen rückwirkend erfolgen. Szekeres beruhigt das nur wenig: "Wir fordern Vertragstreue."
Umfrage
Nach den durch die Verkürzung der Arbeitszeit notwendig gewordenen Umstrukturierungen bei den Diensträdern ist die Stimmung unter den Wiener Spitalsärzten ohnehin schon schlecht. Zuletzt sorgten zudem überfüllte Ambulanzen und enorme Wartezeiten (etwa im Donauspital) für Aufregung. Mit Spannung wird daher das Ergebnis der Umfrage erwartet, die dieKammer im Jänner unter den Wiener Spitalsärzten durchführte. Es soll in der kommenden Woche präsentiert werden.