48 Millionen Kinder auf der Flucht: "Müssen Lösungen finden"
Von Johanna Kreid
Sie war erst 14, als sie aus dem Iran flüchtete: Durch ein Fenster beobachtete Haniya (Pseudonym, Anm.), wie ihre Eltern von der Polizei entführt und gefoltert wurden. Da ihr dies auch drohte, versteckte sie sich einige Tage – bis sie alleine zu Fuß bis nach Österreich zu flüchtete. Hier lebt die mittlerweile 16-Jährige nun. Ohne Familie – aber in Sicherheit.
Es sind Schicksale wie dieses, die bei der internationalen Konferenz "Now" am Montag in Wien im Mittelpunkt standen. Denn weltweit sind derzeit mehr als 48 Millionen Kinder und Jugendliche auf der Flucht. Mindestens 40 Prozent sind selbstmordgefährdet, 25 Prozent leiden an posttraumatischen Belastungsstörungen. "Sie werden ihrer Kindheit beraubt. Daher müssen wir Lösungen für sie suchen und finden", betonte André Heller, einer der Initiatoren der Veranstaltung, bei der Eröffnungsrede. Mehr als 170 Menschen aus 20 Ländern – Wissenschafter, Politiker, aber auch Flüchtlinge selbst – nahmen an der Veranstaltung teil und diskutierten, wie man den betroffenen Kindern helfen könnte.
Hotspot Traiskirchen
Mit dabei war auch Andreas Babler, SPÖ-Bürgermeister von Traiskirchen (NÖ). In seiner Gemeinde habe man im Rahmen des Projekts "connect" rund 2500 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) mit Freizeit- und Bildungsangeboten geholfen. "Mit Abschottung und pauschalen Verurteilungen werden wir sie nicht integrieren", betonte Babler. Wichtig seien Unterstützung und Bildungsmöglichkeiten.
Haniya etwa geht nun in Wien zur Schule. Ihr Berufswunsch? "Ich möchte einmal Tätowiererin werden", erzählte sie. Worauf André Heller scherzte: "Bei der nächsten Konferenz führt sie einen Tattoo-Stand. Ich würde es riskieren und mich tätowieren lassen."