31.000 "Geparden" im Wettstreit
Von Anna-Maria Bauer
Sonntagmorgen im Wiener Prater: Aufregung und Stimmengewirr liegen in der Luft, als tausende Frauen in Laufkleidung die Hauptallee entlang zu ihrem Startblock pilgern. Die überwiegende Farbe: Orange. Denn die Designerin hat sich bei den diesjährigen Lauf-T-Shirts von dem schnellsten Landtier der Welt inspirieren lassen: dem Gepard. Mehr als 31.000 Frauen aus 88 Nationen finden sich auch heuer wieder für den Österreichischen Frauenlauf in Wien ein. Was vor 27 Jahren mit 440 Teilnehmerinnen begann, ist – hinter dem Pendant in Dublin – zum zweitgrößten Frauenlauf Europas geworden.
8. 57 Uhr: Noch drei Minuten bis zum Start für den Fünf-Kilometer-Lauf. Die Elite-Läuferinnen gehen in Position. Die 16-jährige Lena Ungerböck nahm vor drei Jahren eigentlich nur spaßhalber am Lauf teil – und wurde gleich Drittschnellste in ihrer Altersklasse; vergangenes Jahr war Ungerböck bereits die Schnellste in ihrer Kategorie. Nun steht sie in einer Reihe mit Spitzensportlerinnen wie der Portugiesin Ana Dulce Félix oder der Deutschen Sabrina Mockenhaupt.
Stimmung
Während die Anspannung unter den Topathletinnen steigt, ist Studentin Julia, einige Meter weiter hinten, noch am Dehnen. Nervös? Ist sie noch gar nicht. "Das kommt erst, wenn die Masse zu laufen beginnt." Dann muss man auf einmal doch ein wenig schneller laufen als sonst. Aber eigentlich geht es der gebürtigen Oberösterreicherin nicht so sehr um eine neue Bestzeit, sondern einfach darum, dabei zu sein: "Die Stimmung ist immer super. Ich bin hier, um Spaß zu haben."
Siegesfeier
Nach und nach füllt sich die Festwiese hinter dem Ernst-Happel-Stadion mit erfolgreichen Läuferinnen, die bei Discomusik und sommerlichen Temperaturen mit alkoholfreiem Bier auf ihre Leistung anstoßen. Studentin Clara und ihre Freundinnen vom Heeressportverband brauchen noch keine Pause; sie tanzen gleich weiter. Clara: "Drei Mal Tanztraining pro Woche machen einfach eine gute Kondition."
Kondition hätte die routinierte Marathonläuferin Ilse Dippmann zwar genug, mitmachen kann die 57-Jährige trotzdem nicht, obwohl sie gerne würde. Aber als Organisatorin ist dafür keine Zeit; Tagwache war für sie Sonntagmorgen bereits um 3.57 Uhr. Und selbst nach dem Lauf ist die Verschnaufpause nur kurz. Dippmann: "Die Arbeit geht eigentlich gleich weiter. Ich habe im Büro schon eine Schachtel mit Ideen für nächstes Jahr."