256 Anfragen für fünf Notplätze
Von Julia Schrenk
Nicole nimmt ein Hipp-Glas aus dem Kühlschrank. Kartoffel-Gemüse mit Bio Rind. "Normalerweise koche ich eh selber, aber heute ist es sich nicht ausgegangen", sagt sie – fast schuldbewusst.
Nicole ist 22 Jahre alt. Seit 15. März wohnt sie mit ihrem zehn Monate alten Sohn Daniel im Haus Immanuel, einem der zwei Mutter-Kind-Häuser der Wiener Caritas in der Vorgartenstraße im zweiten Bezirk. Nicole hat selbst entschieden, ins Mutter-Kind-Haus zu ziehen. "Weil ich lernen muss, wie man einen Haushalt führt. Außerdem hatte ich Angst, dass ich nicht mit meinem Sohn fertig werde."
Für 15 Frauen stellte die Caritas schon Übergangswohnungen im Sonnwendviertel bereit. Doch ein neues Mutter-Kind-Haus wird dringend gebraucht (siehe Kasten rechts).
Prekäre Wohnsituation
"Die Situation verschärft sich immer mehr", sagt Clementine Rath, Leiterin des Hauses Immanuel. Die Mieten am freien Wohnungsmarkt steigen, Alleinerzieherinnen bekommen oft keine Zuschläge und seit 2015 gelten zudem strengere Regeln für die Zulassung zu Gemeindewohnungen. "Damit plagen wir uns sehr herum", sagt Rath. Denn die Frauen, die ins Mutter-Kind-Haus ziehen, hätten oft keinen Rückhalt durch ein soziales Netz, erzählt Rath. Viele hätten ein niedriges Bildungsniveau oder keinen Lehrabschluss. Manche flüchten aus Gewaltbeziehungen, andere suchen Zuflucht, weil sie nach einer Trennung plötzlich obdachlos sind. "Aber die meisten Frauen, die zu uns kommen, schleppen noch etwas mit, das sie in der Kindheit erlebt haben", sagt Rath.
Umgang mit Geld
Das war auch bei Nicole so. "Ich hatte keine schöne Kindheit", erzählt sie. Ihre Eltern nennt sie nur "meine Erzeuger", einige Jahre musste sie mit ihren Geschwistern im Kinderheim leben. "Meine Großeltern haben uns da rausgeholt", erzählt sie. "Die waren meine richtigen Eltern."
"Was die Nicole braucht, ist Sicherheit", sagt Clementine Rath. Denn das mit dem Muttersein, das mache die 22-Jährige schon ganz gut. Im Mutter-Kind-Haus stehen den Müttern tagsüber Sozialarbeiter, Psychologen, Pädagogen zur Seite. Sie organisieren Therapien oder Termine bei der Schuldnerberatung, helfen beim Erstellen von Haushaltsplänen.
Zwei Jahre können die Frauen im Mutter-Kind-Heim wohnen bleiben. "Wir lassen keine Mutter ausziehen, bevor sie nicht 1000 Euro angespart hat", sagt Rath. Das Geld soll den Neustart beim selbstständigen Wohnen erleichtern.
Nicole arbeitet hart an ihrem Ziel – das hat auch einen Grund: "Ich will eine gute Mutter sein."
Lesen Sie morgen, wie die Einrichtung das Leben einer jungen Frau positiv verändert hat.
Spenden für Nachttdienst benötigt
Abgesehen vom Haus Immanuel in der Vorgartenstraße im zweiten Bezirk betreibt die Caritas auch ein zweites Mutter-Kind-Haus, das Haus Luise in der Schanzstraße im 15. Bezirk. Beide Häuser sind voll belegt. 15 Frauen hat die Caritas deshalb schon in Übergangswohnungen im Sonnwendviertel in Favoriten untergebracht. Ein drittes Mutter-Kind-Haus wird gebraucht. Zwar werden die Plätze (außer fünf Plätze für Frauen in akuten Notlagen) vom Fonds Soziales Wien gefördert. Doch ein Nachtdienst, den sich viele Frauen wünschen, wird dringend benötigt. In einer gemeinsamen Aktion bitten KURIER und Caritas um Spenden.
Spendenkonto:
IBAN: AT 47 2011 1890 8900 0000
Verwendungszweck: Mutter-Kind-Häuser.
Auch Sachspenden werden benötigt. Am besten anrufen, was gebraucht wird: 01/332 78 29 (Haus Immanuel) oder 01/786 58 43 (Haus Luise).