Chronik/Wien

21-köpfige Drogen-Bande in Wien verurteilt

Nach neun Verhandlungstagen ist am Montag am Wiener Landesgericht der Prozess gegen eine Drogen-Bande zu Ende gegangen, die seit 2016 in Wien und Niederösterreich Cannabis-Plantagen betrieben und in großem Stil mit Marihuana gehandelt haben soll. Die 21 Angeklagten wurden nach dem Suchtmittelgesetz schuldig erkannt und zu Haftstrafen zwischen eineinhalb und siebeneinhalb Jahren verurteilt.

Insgesamt verhängte der Schöffensenat (Vorsitz: Johannes Varga) 75 Jahre Haft. Von der ursprünglich inkriminierten Menge von mehr als einer halben Tonne Marihuana blieb am Ende des umfangreichen Beweisverfahrens mehr als ein Drittel übrig. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Der Hauptangeklagte, dem zur Last gelegt wurde, zehn Cannabis-Plantagen betrieben zu haben, wurde lediglich zu zwei Anlagen verurteilt. Der 32-Jährige erhielt fünf Jahre Haft. Die höchste Strafe fasste der "Chefelektriker" der Gruppierung aus, der gewährleistet hatte, dass die Indoor-Plantagen einwandfrei funktionierten. Der Handwerker hatte penible Aufzeichnungen über seine kriminellen Handlungen geführt, die von den Ermittlern sichergestellt und ausgewertet werden konnten. In weiterer Folge legte der Elektriker ein Geständnis ab und belastete Mitangeklagte. Der bisher Unbescholtene erhielt bei einem Strafrahmen von bis zu 15 Jahren siebeneinhalb Jahre Haft.

Sitz in Serbien

Die kriminelle Vereinigung hatte ihren Sitz in Serbien, wo die Strippenzieher die Fäden zogen. Der Bande auf die Spur kam das heimische Bundeskriminalamt dank Hinweisen serbischer Kollegen. Nach umfangreichen Ermittlungen - Observationen, Telefon-und Videoüberwachungen, Rufdaten-Rückerfassungen - wurden Ende Mai 2018 in einer akkordierten Aktion in der Bundeshauptstadt und in mehreren größeren Ortschaften in Niederösterreich zahlreiche Hausdurchsuchungen und Festnahmen durchgeführt.

Die Verteidiger-Riege rund um Christian Werner, Philipp Wolm und Normann Hofstätter hatte in dem mehrwöchigen Verhandlung betont, die Anklage beruhe auf "Hochrechnungen", weil die Ermittler irrtümlich davon ausgegangen seien, dass ein Steckling 30 bis 40 Gramm Cannabiskraut abwirft. Das sei größenordnungsmäßig unhaltbar.

Die kriminelle Organisation war hierarchisch strukturiert. Mit gefälschten Ausweisen wurden Häuser angemietet, die in weiterer Folge in großem Stil umgebaut wurden. Zwischenwände wurden eingerissen, Stromleitungen neu verlegt, Bewässerungssysteme installiert und Bedingungen geschaffen, die dem Gedeihen von Cannabis-Pflanzen dienlich waren. Für jede Plantage wurden Gärtner an- und abgestellt, die gut bezahlt wurden - sie lukrierten bis zu 3.000 Euro monatlich. Diese Professionisten fassten am Ende Haftstrafen zwischen zwei und dreieinhalb Jahren aus.

Eine Frau, die behauptet hatte, sie wäre nur der Liebe wegen in einer Plantage gelandet und habe dort für ihren Partner geputzt und gekocht, das Marihuana aber nicht angerührt, bekam vier Jahre Haft aufgebrummt. Ihre Darstellung nannte der Richter "völlig unglaubwürdig".