Wie aus der „Bedrohung“ ein Leser wird
Dejan Sudar konnte es nicht glauben. „Vor wenigen Jahren gab es in Österreich mehr Magazine über Haustiere als für oder über Migranten.“ Der 31-Jährige sah seine Zeit gekommen. Der gebürtige Kroate gründete 2009 mit wenig Budget und noch weniger Personal das Magazin Kosmo. Es ist mittlerweile Leitmedium für 435.000 Menschen aus Ex-Jugoslawien, die heute in Österreich leben. Das Magazin erscheint in bosnischer, serbischer, kroatischer und teilweise auch in deutscher Sprache – 120.000 Stück pro Monat.
Kosmo ist damit Teil eines regelrechten Booms. Denn laut „Medienhandbuch Migration&Diversität“ ist das Blatt nur eines von knapp 70 sogenannten Ethnomedien, die in Österreich erscheinen. Es sind Zeitungen wie die türkische Gazete Bumt, die sich an hier lebende Migranten richten; Magazine wie die polnische Polonika, die in der neuen Heimat ein wenig aus der alten Heimat berichten. Seit Kurzem gibt es mit Habibe sogar ein Heft, das sich an junge, streng gläubige Musliminnen richtet – die neuesten Kopftuchtrends mit Fotostrecke inklusive.
Österreichische Unternehmen und Parteien sind längst dazu übergegangen, fremdsprachige Inserate in diesen Medien zu schalten. Denn Zeitung lesende Migranten sind für sie vor allem auch potenzielle Kunden und künftige Wähler. Immerhin verfügt mittlerweile jeder fünfte Österreicher über Migrationshintergrund.
Parallelgesellschaft?
Doch dient es der Integration, wenn Tausende Zuwanderer vor allem nicht deutsche Medien wie Kosmo lesen? „Wenn ein Magazin es schafft, die neuen Lebenswelten abzubilden, ist es sicherlich eine Bereicherung“, sagt Integrationsexperte Kenan Güngör. Bedenklich sei es, wenn es um nationalistische Inhalte gehe.
Sudar sieht das ähnlich: „Wir sind ein Integrations- und kein Isolationsmedium.“ Die Sprache diene nur dazu, Leser emotional zu berühren. „Inhaltlich fördern wir österreichische und europäische Werte.“ Chefredakteur Nedad Memic ergänzt: „Jeder, der hier lebt, muss gewisse Werte akzeptieren. Wenn wir diese Werte vermitteln, passiert das auf Augenhöhe und nicht mit erhobenem Zeigefinger.“ Wohl aus einem ähnlichen Grund ist auch der ORF dazu übergegangen, Teile seiner Nachrichtensendungen auf Okto ein zweites Mal mit türkischen Untertiteln zu senden.
Kosmo-Boss Sudar ist überzeugt: Massenmedien hätten Migranten zu lange vor allem als Gewalttäter oder Diskriminierungsopfer dargestellt. „Das liest sich so, als müsste man diese Menschen entweder fürchten oder ihnen zu Hilfe eilen“, sagt Sudar. Das könne es nicht sein. In Ethnomedien sind Migranten hingegen vor allem eines: Leser.
Ihr größtes Problem war die Sprache: Weil sie in der Schule nur Russisch gelernt hatte, musste sie sich Deutsch in Wien selbst beibringen. Als ihr Sohn geboren wurde, begannen die Probleme mit der Arbeit. Nachtarbeit kam nicht infrage, Teilzeit gab es zu wenig. Es folgten die Pflege ihres schwer kranken Vaters und dann Arbeitslosigkeit. Fünf lange Jahre nagten am Selbstvertrauen der Frau.
Vor einem halben Jahr kam die Wende: Eine AMS-Beraterin hat ihr Visitas empfohlen. „Weil ich mit Menschen sehr gut umgehen kann, wie sie sagte“, freut sich Frau Pasa über das kleine Wunder, das ihr das Lächeln zurückbrachte.
„Ich habe 5 Monate Besuchsdienste absolviert und bin sicher, dass ich auch die Heimhilfe schaffen werde.“
Visitas ist ein sozialökonomischer Betrieb, eine Beschäftigungsinitiative des Roten Kreuzes für Frauen. In der Spallertgasse 10A werden die vom AMS vermittelten Frauen acht Wochen auf den Besuchsdienst bei alten, kranken oder behinderten Menschen trainiert. Sie lernen den Umgang mit alten Menschen, Erste Hilfe und wie man mit üblichen Krankheitsbildern umgeht. Für den 30-Stunden-Besuchsdienst-Job bekommen die Frauen 1005 € und danach auch fast immer eine langfristige Arbeit.
Swantje Meyer-Lange, Chefin von Visitas: „Und es gibt psychologische Hilfe für die Frauen, „damit ihr angeknackstes Selbstwertgefühl wieder gestärkt wird“. Über Visitas finden rund 120 Frauen pro Jahr ins Leben zurück. Ein Drittel von ihnen sind Migrantinnen.
Die Grazerin war die Einzige im Waggon, die ihren Führerschein zeigen musste. Ihr Bruder, ein Jurist, riet ihr zu einer Maßnahmenbeschwerde beim UVS Steiermark. Richter Erich Kundegraber betont: „Die Identitätskontrolle war rechtswidrig.“ Offenbar sei sie ihrer ethnisch-indischen Herkunft wegen kontrolliert worden. Die Beamten seien im Zuge der Schengen-Ausgleichsmaßnahmen tätig gewesen und hätten ohne Anhaltpunkte für grenzüberschreitende Kriminalität – wie Schlepperei oder Drogenschmuggel – agiert.