Chronik/Welt

Netrebko hält die Separatistenfahne hoch

Dienstag Nachmittag versuchte die russische Operndiva mit österreichischem Pass die Wogen zu glätten: "Ich denke, der Krieg sollte aufhören – je schneller, desto besser. Aber das ist schon Politik, darauf gehe ich nicht ein", sagte Anna Netrebko.

Sie unterstütze keine der kämpfenden Seiten, sondern die Kultur, betonte die Sängerin. Immerhin würden die Künstler auch in schwersten Zeiten – ohne Gehalt und auf viel zu kalten Bühnen – die Menschen im Kriegsgebiet unterhalten. In vielen Städten Russlands laufen seit Monaten Spendenaktionen für die Menschen im Kriegsgebiet Donbass. Auch Netrebko wollte deshalb ihren Beitrag leisten. Doch die politische Wirkung überstrahlte ihre 15.000-Euro-Spende.

Das Wiener Außenministerium kritisierte ihren Auftritt mit dem ostukrainischen Separatistenführer Oleg Zarjow in einen St. Petersburger Luxushotel (mehr dazu hier). Der 43-jährige Weltstar ergriff dabei auch noch die neurussischen Fahne . "Sich mit einem ostukrainischen Separatisten und seiner Fahne fotografieren zu lassen, ist problematisch", meinte ein Sprecher. "Denn dass derartige Fotos umgehend für Propagandazwecke missbraucht werden, ist klar."

Gerüchte, dass die Diva als EU-Staatsbürgerin nun Probleme bei ihren weltweiten Engagements haben könnte, machten die Runde. Die Opernhäuser hielten sich zunächst mit Urteilen zurück und auch die US-Botschaft in Wien gab dazu keinen Kommentar ab.

Im Netz wurde die "Vertrauensperson" von Wladimir Putin im Wahlkampf 2012 allerdings heftig kritisiert: "Das Blut der Ukrainer klebt jetzt an ihren Händen", schrieb ein Kommentator. Vor allem Ukrainer riefen zum Boykott ihrer Auftritte auf. CDs und Opernvideos sollten nicht mehr gekauft werden.

Netrebko gibt sich politisch naiv und betonte, dass in ihrer Heimatstadt Krasnodar Russen und Ukrainer seit Jahrhunderten friedlich zusammenlebten. Der Krieg im Konfliktgebiet und die Feindschaft zwischen Ukrainern und Russen seien ihr völlig "unverständlich".