Chronik/Welt

Boeing verschollen: "Kostbare Zeit vergeudet"

Der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein tritt jeden Tag vor die Presse und dementiert, was am Vortag für richtig gehalten oder als neue Spur ausgegeben wurde. Der 52-Jährige koordiniert die multinationalen Ermittlungen um die seit dreizehn Tagen verschwundene Boeing 777. Kritische Fragen ist der Abkömmling einer der mächtigsten Politikerfamilien Malaysias nicht gewohnt – sein Vater war Ministerpräsident, sein Cousin Najib Razak ist derzeit Ministerpräsident und Hishammuddin Hussein, der in Großbritannien Jus studiert hat, galt als aussichtsreicher Kandidat für dessen Nachfolge.

Flug MH370 könnte der Karriere des Verkehrsministers schaden. Seine widersprüchlichen Informationen und seine zögerliche Art haben nicht nur die Chinesen gegen ihn aufgebracht.

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Am Mittwoch sagte Hishammuddin Hussein unter anderem: "Ich kann bestätigen, dass wir (neues) Radarmaterial haben, aber ich bin nicht befugt, solche Informationen zu veröffentlichen." Nach seinen Angaben haben bis auf Russland und die Ukraine alle Länder ihre an Bord befindlichen Landsleute überprüft und keine verdächtigen Merkmale gefunden. Unter den 239 Passagieren des Flugs waren zwei Ukrainer und ein Russe.

Hishammuddin verwarf auch Berichte von Inselbewohnern der Malediven, die angeblich ein tief fliegendes Flugzeug gesichtet hatten. Die maledivischen Behörden hätten das zurückgewiesen.

Auch die Piloten nimmt er jetzt in Schutz: "Alle Crew-Mitglieder, einschließlich der Piloten, sind unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist."

Vernebelungstaktik

Nach neuesten Einschätzungen, die der Verkehrsminister aber bereits dementieren ließ, ist die Kursänderung der verschollenen Maschine vor der Abmeldung aus dem Cockpit bei der Bodenkontrolle einprogrammiert worden. Der Richtungswechsel erfolgte demnach mindestens zwölf Minuten bevor über Funk gemeldet wurde: "Alles klar, gute Nacht", berichtete der US-Sender NBC.

Chinesische Angehörige und Freunde der vermissten Passagiere versuchten das Briefing von Hishammuddin Hussein am Mittwoch zu stürmen. Sie verlangten endlich Informationen. Doch Ordner drängten sie ab und brachten sie in einen anderen Raum. Das offizielle China verschärfte seine Kritik. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua schrieb: "Es ist bekannt, dass ungenaue oder zumindest unvollständige Informationen dazu geführt haben, dass die anfängliche Suche im Südchinesischen Meer ins Leere lief und kostbare Zeit vergeudet wurde. Es gibt keine Entschuldigung, die gleichen Fehler zu wiederholen."

In Malaysia selbst geraten Regierung und Opposition aufgrund des miesen Krisenmanagements aneinander. Seit mehr als fünf Jahrzehnten regiert ein von der United Malays National Organisation (UMNO) angeführtes Parteibündnis das Land. In den vergangenen Jahren wurde der Aufstieg von Oppositionsparteien systematisch verhindert. Pilot Zaharie Ahmad Shah gilt als Anhänger der Opposition. Auf seinem Flugsimulator seien Landebahnen auf den Malediven, in Sri Lanka und Indien einprogrammiert gewesen. Vom privaten Flugsimulator des Piloten seien am 3. Februar Daten gelöscht worden. Das Gerät werde weiter untersucht und die Experten versuchten, die Informationen wiederherzustellen.

Niki Lauda glaubt, dass die verschwundene Boeing abgestürzt ist. Er nimmt an, dass es an Bord ein Feuer gegeben hat und die Piloten deshalb den Kurs geändert haben, um eine Notlandung zu versuchen. – Die Allianz bestätigte, dass sie mit der Auszahlung der Versicherungssumme begonnen hat.

Die Allianz hat mit der Auszahlung der Versicherungssumme für den seit mehr als elf Tagen verschollenen Flug MH370 von Malaysia Airlines begonnen, wie das Unternehmen am Dienstagabend mitteilte.

Die Auszahlung soll laut Handelsblatt sowohl an die Fluggesellschaft als auch an die Angehörigen der insgesamt 239 Insassen bereits in dieser Woche abgeschlossen werden. Die Allianz ist der führende Versicherer der Boeing 777-200ER, die auf dem Flug nach Peking verschwand.

Nach unbestätigten Angaben liegt die komplette Versicherungssumme der Zeitung zufolge bei 100 Millionen Dollar (71,91 Mio. Euro). Wie viel davon die Allianz schultere, sei unklar. Solle in diesem Fall jedoch tatsächlich ein Terrorakt für das Verschwinden verantwortlich gewesen sein, müsse ein anderer Versicherer für den Schaden aufkommen, hieß es weiter.