Chronik/Welt

Papst beginnt Osterfeierlichkeiten

Zum Auftakt der Osterfeierlichkeiten hat Papst Franziskus am Gründonnerstag in Rom die Chrisam-Messe zelebriert und traditionell die heiligen Öle für Taufen, Firmungen und Krankensalbungen geweiht.

Dabei erneuerten zudem mehr als 1.500 Priester ihr Gelübde. Franziskus selbst feiert am Donnerstag das 44. Jubiläum seiner Priesterweihe. Am Abend stand als offizieller Beginn der mehrtägigen Osterfeiern die Messe vom Letzten Abendmahl und die rituelle Fußwaschung auf dem Programm.

Franziskus appellierte bei der Chrisam-Messe an die Priester, sich verstärkt um die Ausgegrenzten in den Peripherien zu kümmern. "Die Leute danken uns, weil sie spüren, dass wir unter Einbeziehung der Situation ihres Alltagslebens gebetet haben, mit ihren Leiden und ihren Freuden, ihren Ängsten und ihren Hoffnungen", sagte der Heilige Vater. Priester seien "Mittler zwischen Gott und den Menschen".

Fußwaschung im Gefängnis

Alle Inhalte anzeigen

Am Nachmittag wird der Papst das römische Jugendgefängnis "Casal Del Marmo" besuchen und hier die Abendmahlsmesse mit Fußwaschung zelebrieren. Von den zehn Mädchen und 40 Burschen, die teilnehmen, wird der Papst zwölf ausgewählten die Füße waschen. Es wird sich um Jugendliche verschiedener Religionszugehörigkeit handeln.

Der Papst wird Ostereier als Geschenke mitnehmen. Die Jugendlichen wollen Papst Franziskus ein Holzkreuz und eine Betbank übergeben. Beides wurde in der anstaltseigenen Tischlerei angefertigt. An der Zeremonie wird auch der italienische Justizminister Paolo Severino teilnehmen.

Brandrede

Bereits am Mittwoch wurde jene Rede publik, die der Papst als Kardinal Bergoglio kurz vor Beginn des Konklaves an die versammelten Kardinäle gehalten hatte. Der Kardindal von Havanna, Jaime Lucas Ortega, war derart beeindruckt von den Worten Franziskus' gewesen, dass er ihn um den Wortlaut in schriftlicher Form gebeten hatte. Nun druckte die kubanische Kirchenzeitung "La palabra nueva" die Rede ab. Der Abdruck wurde von Franziskus offenbar persönlich autorisiert, andernfalls hätte die Publikation die automatische Exkommunikation Ortegas zur Folge gehabt.

Die Rede selbst propagierte eine Öffnung der Kirche, eine Abkehr vom "theologischen Narzissmus". Die katholische Kirche müsse "über sich selbst hinausgehen, an die Ränder gehen, nicht nur geografisch, auch an die Ränder der menschlichen Existenz", sich nach außen kehren und das Evangelium verbreiten - ansonsten werde sie "selbstreferentiell und krank". Ein Bruch mit seinem Vorgänger, doch mit seiner schonungslosen Analyse dürfte das nunmehrige Kirchenoberhaupt bei den anwesenden Kardinalen einen Nerv getroffen haben.

Alle Inhalte anzeigen

Bescheidenheit

Obwohl die Restaurierungsarbeiten in der päpstlichen Wohnung mittlerweile zu Ende sind, will Papst Franziskus vorerst weiterhin im vatikanischen Gästehaus Santa Marta wohnen. Der Pontifex habe das Zimmer verlassen, das er zu Beginn des Konklaves am 13. März übernommen hatte, und zog in die Suite 201 ein. Hier gebe es einen Empfangsraum, in dem der Papst Gespräche mit Gästen führen könne. Es sei noch unklar, wie lange der argentinische Pontifex weiterhin im Gästehaus wohnen wird. "Der Papst will eine normale Weise des Zusammenlebens mit anderen ausprobieren", sagte der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi. Er fügte hinzu, dass in der Domus Santa Marta in der Regel etwa fünfzig Prälaten dauerhaft wohnen, die an der Kurie arbeiten. Auch an diesem Morgen hat Papst Franziskus in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta wieder die Frühmesse gefeiert.

Wann der Papst das Gästehaus verlassen und seine endgültige Wohnung im Apostolischen Palast beziehen wird, ist derzeit noch offen. Für manche offiziellen Audienzen wählt er derzeit die päpstliche Privatbibliothek im Apostolischen Palast.

Erste Papst-Straße

Indes zelebriert man in der argentinischen Heimat des Papstes dessen Wahl mit einer Umbenennung. Ein Teil der Straße, die zur Kathedrale in der Stadt La Plata, der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires führt, trägt von nun an den Papstnamen des 76-Jährigen, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. In La Plata seien die Menschen von der Wahl des Argentiniers zum Oberhaupt der katholischen Kirche "ergriffen" gewesen, sagte der Bürgermeister der 800.000-Einwohner-Stadt, Pablo Bruera, dem Fernsehsender TN.

Seit der Wahl am 13. März habe es viele Vorschläge gegeben, Orte nach Franziskus zu benennen. Die Straße sei jedoch "symbolisch", weil sie zur Kathedrale und zum wichtigsten Platz der Stadt führe, sagte der Bürgermeister. La Plata liegt rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Buenos Aires.