Die "Twitter-Könige" der Weltpolitik
Von Evelyn Peternel
Four more years“: Mit diesen Worten ging Barack Obama sowohl in die Politgeschichte als auch in die Twitter-Historie ein: So bestätigte der US-Präsident seine zweite Amtszeit – und die Aussage wurde zum meistverbreiteten Tweet aller Zeiten.
Den Status als meistgelesenen Politiker der Welt bestätigt Twitter dem US-Präsidenten nun auch ganz offiziell: Im Rahmen der Twiplomacy-Studie wurde erhoben, welche Akteure der Weltpolitik die Fäden der sozialen Netzwerke am besten zu ziehen verstehen. Ganz vorne liegt, gemessen an der Zahl seiner Follower, Barack Obama. Seine Nachrichten lesen mehr als 33 Millionen Menschen.
Auf Platz zwei der einflussreichsten Twitterer liegt, wenig verwunderlich, derPapst– ihm folgen allerdings mit 7,2 Millionen schon deutlich weniger Menschen als Obama. Danach rangiert allerdings schon wieder die US-Machtzentrale; die Twitter-Verlautbarungen des Weißen Hauses interessieren mehr als vier Millionen. Auf den Rängen folgen zwei Politiker aus der Türkei. Auf Platz vier PräsidentAbdullah Gül, gleich dahinter PremierRecep Tayyip Erdogan, beide mit mehr als 3 Millionen Followern. Ob ihre Popularitätssteigerung auf Twitter etwas mit den jüngsten Ereignissen rund um denGezi-Protestzu hat, kann zumindest gemutmaßt werden: Güls Follower-Zahl ist in den vergangenen drei Monaten um eine halbe Million angewachsen.
Wer viel sagt, muss nicht viel zu sagen haben
Auch einen anderen interessanten Aspekt hat die Studie zutage gefördert: Wer viel twittert, muss nicht unbedingt zu den einflussreichsten Akteuren der Polit-Twitteria gehören. Top-gereiht auf der Liste jener, die äußerst rege im sozialen Netzwerk agieren, ist der venezolanische Präsident: Der Account, seit 2010 Hugo Chavez‘ Spielwiese und seit dessen Tod derzeit unter Nicolas Maduros Patronanz, befördert im Schnitt knapp 42 Tweets pro Tag in die Welt. In der Zahl der Follower spiegelt sich das nicht unbedingt wider: Nur 332.000 Menschen lesen, was der Präsident sagt.
Ähnlich ergeht es auch den anderen auf der Liste der aktivsten Politiker: Platz zwei geht an einen weltpolitischen Beinahe-Anonymus, den Präsidenten der Dominikanischen Republik. Danilo Medina Sánchez setzt 33,5 tägliche Tweets ab und hat dennoch nicht besonders viele Leser. Danach folgen die kroatische Regierung, die auch begeistert twittert, sowie das ukrainische Regierungskabinett – und danach der Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos.
Bestens vernetzt, dennoch wenig bekannt
Ähnlich sieht die Liste jener Politiker aus, die in der Twitter-Polit-Welt als am besten vernetzt gelten – ihr Einfluss bei jenen, die ebenso politisch aktiv sind, ist naturgemäß ein großer; bei Otto Normalverbraucher muss dies aber nicht ankommen. Beispielhaft dafür: Der Erstgereihte in dieser Liste ist einer, der auf EU-Ebene einen durchaus bekannten Namen hat – Carl Bildt, der Außenminister Schwedens. Platz zwei geht an das Büro von Catherine Ashton, der EU-Außenbeauftragten, Rang drei an das polnische Außenministerium.
Den letzten Beweis dafür, dass der interne Vernetzungsgrad nichts mit dem Erfolg im Netzwerk zu tun hat, liefert Barack Obama selbst: Ein Viertel aller Führungspersönlichkeiten der Welt folgt ihm auf Twitter – laut seinem Account interessiert er sich allerdings nur für vier Gleichgesinnte.
Ob dies als Ignoranz Obamas ausgelegt werden kann, darf jeder für sich beantworten – dass der Umgang der österreichischen Regierung mit Twitter ein nicht ganz zeitgemäßer ist, ist allerdings evident – nachzulesen in diesem Interview.