Chronik/Welt

Obama ruft zur Besonnenheit auf

Das Bild des erschossenen schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin ist mittlerweile fast jedem Amerikaner bekannt. Und es spaltet die Nation.

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Während die einen im Freispruch des TodesschützenGeorge Zimmerman, 29, an rassistische Motive denken, finden es andere ganz in Ordnung, dass sich Zimmerman, ein selbst ernannter Nachbarschaftswächter, um die Sicherheit sorgte. Der 17-jährige Martin war ihm verdächtig vorgekommen.

„Wir sind ein Rechtsstaat und die Jury hat ihr Urteil gesprochen“, sagte Präsident Barack Obama. Im ganzen Land kam es zu spontanen Protestmärschen. Doch jetzt prüft das Justizministerium den freigesprochenen Zimmerman wegen Bürgerrechtsverstößen zu belangen. Die Behörde hatte bereits im Vorjahr eigene Untersuchungen eingeleitet, aber dem staatlichen Strafrechtsprozess in Florida Vorrang eingeräumt.

„Keine Gerechtigkeit, kein Frieden“, riefen die Hundertschaften von Demonstranten. Ein Hispano-Amerikaner hat einen Afroamerikaner angeblich in Notwehr erschossen. Wäre es umgekehrt gewesen, so sind sich viele Kommentatoren sicher, hätte der Afroamerikaner in U-Haft gehen müssen. Und eine Geschworenenjury, ohne einen einzigen Schwarzen, das fanden viele „empörend“.

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Zivilklage

Die Eltern von Trayvon Martin kündigten eine Zivilklage an, sie wollen Schadenersatz, obwohl es den für das verlorene Leben ihres Sohnes nicht geben kann. Sie kämpfen auch gegen das „Stand-Your-Ground-Law“ (deutsch: Nicht von der Stelle weichen). Dieses und ähnliche Gesetze gibt es in vielen Bundesstaaten, nicht nur in Florida. Und es besagt: Bürger, die sich von einem Gewaltverbrechen bedroht sehen, dürfen sich mit allen Mitteln wehren – bis hin zur Tötung des mutmaßlichen Angreifers.

Der Fall Trayvon Martin ist mittlerweile auch symbolisch für die Auseinandersetzungen zwischen der Waffenlobby und ihren Gegnern.

Der Tod des 17-jährigen Trayvon Martin in Florida hat Amerika aufgewühlt. Der schwarze Jugendliche war von George Zimmerman, einem Mitglied einer Bürgerwehr, erschossen worden. Spekulationen über ein mögliches rassistisches Motiv sorgten während des Prozesses für Schlagzeilen. Knapp eineinhalb Jahre vergingen bis zum Freispruch. Eine Chronologie der Ereignisse:

26. Februar 2012: In Sanford (Florida) erschießt George Zimmerman den unbewaffneten schwarzen Teenager Trayvon Martin. Zimmerman, Mitglied einer Nachbarschaftwache, wird zunächst festgehalten und kurz darauf wieder freigelassen. Er erklärt, aus Notwehr gehandelt zu haben.

8. März 2012: Die Eltern von Trayvon Martin initiieren eine Internetpetition, in der sie die Strafverfolgung Zimmermans fordern.

13. März 2012: Die US-Medien werden auf den Fall aufmerksam.

16. März 2012: Im Internet werden Mitschnitte von Notrufen veröffentlicht, die Augenzeugen abgesetzt haben. Darunter ist auch ein Anruf Zimmermans, der einen "verdächtigen Typen" meldet.

19. März 2012: Das US-Justizministerium kündigt Ermittlungen an. Eine 16-Jährige erzählt dem Anwalt der Familie Martin, dass Trayvon Martin sie kurz vor seinem Tod angerufen habe, da er verfolgt werde.

20. März 2012: Die Staatsanwaltschaft gibt bekannt, dass am 10. April über eine Anklage gegen Zimmerman entschieden werden soll.

21. März 2012: Martins Eltern nehmen in New York am "Million Hoodie March", einer Demonstration gegen Rassismus und für Gerechtigkeit, teil. Viele Teilnehmer tragen einen schwarzen Kapuzenpullover ("Hoodie") - ähnlich jenem, den Martin am 26. Februar anhatte. In den folgenden Tagen weiten sich die Protestkundgebungen auf mehrere US-Städte aus. Via Facebook und Twitter machen Millionen Menschen ihrem Ärger Luft. Bilder mit prominenten "Hoodie"-Trägern kursieren, auf Twitter weisen Prominente auf den Fall hin.

23. März 2012: US-Präsident Barack Obama spricht den Eltern des Opfers sein Mitgefühl aus: "Wenn ich einen Sohn hätte, er würde wie Trayvon aussehen." Bereits 1,5 Millionen Menschen unterstützen die Internetpetition von Martins Eltern. 3. April: Auch das FBI ermittelt nun in dem Fall.

9. April 2012: Zimmerman äußert sich erstmals seit seinem Abtauchen kurz nach Martins Tod. Über das Internet ruft er zu Spenden für seinen rechtlichen Beistand auf.

11. April 2012: Die Sonderermittlerin der Staatsanwaltschaft teilt mit, dass Anklage gegen Zimmerman erhoben wird. George Zimmerman muss sich wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz ("second degree murder") verantworten.

5. Juni 2012: Zimmerman kommt gegen eine Kaution in Höhe von einer Million Dollar erneut auf freien Fuß. Eine erste Haftentlassung gegen Zahlung von 150.000 Dollar Kaution war vier Tage zuvor wegen falscher Angaben über die Vermögensverhältnisse aufgehoben worden.

21. Juni 2012: Sanfords Polizeichef Bill Lee wird gefeuert. Im Zusammenhang mit dem Fall Trayvon Martin habe er das Vertrauen und den Respekt eines Teils der Gemeinde verloren, hieß es zur Begründung.

26. Februar 2013: Am Jahrestag der tödlichen Schüsse auf Trayvon Martin halten Hunderte Demonstranten in New York eine Mahnwache ab. Viele Teilnehmer tragen Kapuzenpullover.

20. Juni 2013: Mit zehn Tagen Verzögerung werden die Geschworenen für den Prozess gegen Zimmerman gewählt. Sechs Frauen - fünf Weiße und eine Hispano-Amerikanerin - sollen über Schuld oder Unschuld entscheiden.

24. Juni 2013: In Sanford beginnt der Prozess. Die Staatsanwaltschaft wirft Zimmerman vor, Martin bewusst erschossen zu haben. Der Angeklagte beharrt weiter auf Notwehr.

11. Juli 2013: Die Schlussplädoyers beginnen. Staatsanwalt Bernie de la Rionda nennt Zimmerman einen "Möchtegern-Cop", der in dem 17-Jährigen einen Kriminellen gesehen habe. Verteidiger Mark O'Mara entgegnet, Zimmerman habe aus Notwehr geschossen und sei freizusprechen.

13. Juli 2013: Die Geschworenen befinden Zimmermann des Mordes mit bedingtem Vorsatz für nicht schuldig. Er verlässt das Gericht als freier Mann.