Chronik/Welt

Südchina: "Meranti" stärkster Taifun seit 60 Jahren

Mit heftigen Regenfällen und Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern wütete Wirbelsturm "Meranti" am Donnerstag an der südchinesischen Küste. Es ist der stärkste Taifun seit mehr als sechs Jahrzehnten, der die südchinesische Küstenprovinz Fujian heimsucht. Die Behörden riefen die höchste Alarmstufe aus.

Überschwemmungen

Entwurzelte Bäume und Überschwemmungen blockierten Straßen. Häuser wurden beschädigt, Dächer abgedeckt. Die Strom- und Wasserversorgung war zeitweise unterbrochen. Außer Fujian waren auch die Küstenprovinzen Guangdong und Zhejiang schwer betroffen.

Weltweit war "Meranti" laut Meteorologen der bisher stärkste Wirbelsturm dieses Jahres. Es gab Tote und Verletzte. Chinas staatlich gelenkte Medien berichteten zunächst zurückhaltend über Opferzahlen - so sprachen sie etwa von einem Toten und einem Vermissten in Ningde. Beim Wirbelsturm "Nepartak" im Juli, der nicht so stark wie "Meranti" war, wurde erst Tage später bekannt, dass 105 Menschen ums Leben gekommen waren oder vermisst wurden.

Stärkster Wirbelsturm seit Aufzeichungsbeginn

Seit Beginn der örtlichen Wetteraufzeichnungen 1949 habe die Provinz Fujian keinen so starken Wirbelsturm erlebt, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. "Der Taifun war so stark, dass ich fühlen konnte, wie sich das ganze Haus bewegte", erzählte die Studentin Xuanxuan in der Hafenstadt Xiamen. "Es ist so furchtbar, einfach verrückt", ergänzte ihre Kommilitonin Zhuo Zhu. Ein Pavillon ihrer Universität sei weggefegt worden.

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In Südchina kam das öffentliche Leben praktisch zum Stillstand. "Meranti" beschädigte in der Zwei-Millionen-Metropole Xiamen das Stromnetz, berichtete Xinhua. In den Straßen lagen umgeworfene Werbewände, zersplittertes Glas und Ziegel. Viele Autos waren demoliert. "Es ist schlimm", zitierte Xinhua den Auslieferungsfahrer Hu Rong in Xiamen, das auch bei Touristen sehr beliebt ist. "Viele Bäume am Straßenrand sind umgestürzt. Überschwemmungen blockieren die Straßen." Sturmböen drückten Fenster von Hochhäusern ein.

In Küstenstädten wie Xiamen, Fuzhou, Zhangzhou, Quanzhou und Putian waren Schulen und Kindergärten schon seit Mittwoch geschlossen. Die Behörden forderten die Menschen auf, nicht vor die Tür zu gehen. Schiffe wurden in die Häfen zurückgerufen, weil Wellen bis zu zwölf Meter Höhe vor Taiwan beobachtet worden waren.

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Schiffe, Flugzeuge und Züge gestoppt

Acht Schiffsverbindungen nach Taiwan wurden eingestellt. Mindestens 175 Flüge wurden in der Provinz Fujian gestrichen. In der Südprovinz Guangdong wurden Zugverbindungen gestoppt. Mehr als 4.000 Arbeiter wurden losgeschickt, um Schienentrassen auf Schäden zu untersuchen. Allein in der weiter nördlich gelegenen Provinz Jiangsu wurden bis Samstag mehr als 140 Züge in die süd- und ostchinesischen Metropolen gestrichen.

Auf seinem Weg nach Südchina hatte der Taifun auch den Süden Taiwans heimgesucht. Es gab dort einen Toten und etwa 50 Verletzte. Bei schweren Überschwemmungen in Vietnam, wo außerdem Tropensturm "Rai" wütete, kamen mindestens fünf Menschen ums Leben. Zehn weitere wurden noch vermisst.

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"Meranti" war wegen seiner hohen Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 Stundenkilometern anfangs sogar ein "Super-Taifun", wurde dann zu einem Taifun heruntergestuft. Er hat allerdings immer noch eine Stärke, die katastrophale Auswirkungen befürchten lässt. Der Sturm schlug ausgerechnet am chinesischen Mondfest zu, das Mittherbstfest genannt wird und ein wichtiger Familienfeiertag ist. An den drei Feiertagen sind viele Millionen Chinesen auf Reisen.
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