Chronik/Welt

Vergesslicher Diktator: Mugabe hält zwei Mal dieselbe Rede

Sollte Simbabwes 91-jähriger Präsident Robert Mugabe „längst in Rente sein“? Die simbabwische Oppositionsbewegung für demokratischen Wandel (MDC) hat gute Gründe, das zu fordern. Eine 25 Minuten lange Rede trug Mugabe am Dienstag zur Eröffnung einer Parlamentssitzung vor. Was der Diktator nicht bemerkte: Dieselbe Rede hatte er schon einmal gehalten, am 25. August. Damals war er von der Opposition ausgebuht worden, diesmal blieb das Publikum trotz des Fauxpas ruhig. Sieben Abgeordnete der MDC sollen im Vorfeld der Sitzung SMS-Drohungen erhalten haben: Wer die Rede störe, habe mit Konsequenzen zu rechnen.
Gewalt gegen politisch Andersdenkende stellt in Simbabwe keine Seltenheit dar. Ein Beispiel: Bei der Präsidentschaftswahl 2008 ging die Regierung hart gegen Oppositionelle und deren Wähler vor. Versammlungen wurden verboten und gewaltsam aufgelöst, Politiker inhaftiert. Die Angst vor Mugabes Mannen war so groß, dass der MDC-Herausforderer Morgan Tsvangirai nicht mehr zur Stichwahl antrat. Wer für ihn stimme, „muss mit Ermordung rechnen“.
Seit Mugabes Amtsantritt im Jahr 1987 hat das Land einen wirtschaftlichen Abstieg erlebt, der seinesgleichen sucht. Simbabwe galt als die „Kornkammer Afrikas“, mit planwirtschaftlichen Strukturen. Mais, Tabak und Baumwolle gehörten zu den wichtigsten Exportwaren. Niedrige Korruption und weitere, wertvolle Ressourcen, wie Gold oder Kupfer, sorgten für rosige wirtschaftliche Aussichten.

Doppelt hält besser

Mugabe aber wollte den Wandel zur Marktwirtschaft – mit allen Vorteilen der Korruption für sich. Sie wuchs so schnell wie das Haushaltsdefizit. Farmen wurden privatisiert, in der Landwirtschaft fehlte die Infrastruktur, um auf Dürreperioden reagieren zu können, Strom wurde Mangelware. 2008 betrug die Arbeitslosigkeit bereits 80, die Inflation 231 Millionen Prozent. Sie konnte durch einen Währungswechsel eingedämmt werden, die Armut blieb. Der Human Development Index reiht Simbabwe auf Platz 156 (von 187).
Schuld an der doppelten Rede soll übrigens Mugabes Sekretariat gewesen sein. Laut Sprecher George Charamba habe es Mugabe den falschen Text gegeben. Die Regierung hat den Fehler bedauert und Disziplinarmaßnahmen angekündigt.