Chronik/Welt

Tod von Total-Chef: Praktikantin als Lotsin

Es ging noch mal glimpflich aus auf dem Flughafen Jekaterinburg im Ural: Dort kollidierte ein Catering-Fahrzeug mit einem Passagierflugzeug. Zum Glück war niemand an Bord. Der Unfall werde "sorgfältigst" untersucht, sagte Airport-Chef Dmitri Tjuchtin, der dabei irritiert wirkte. Aus gutem Grund. Bei einem ähnlichen Zwischenfall starben wie berichtet vor wenigen Tagen auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo vier Menschen, darunter der Chef des französischen Energieriesen Total, Christophe de Margerie. Ein Mann, den Wladimir Putin einen Freund Russlands nannte. Moskau hat derzeit nicht viele. Umso größer die Bestürzung. Zumal die Kollision des startenden Privatjets mit einer Schneefräse erneut für Empörung über Russlands Luftfahrt sorgt.

Der Fahrer des Schneepfluges soll betrunken gewesen sein. Zwar wurde er vor Dienstbeginn untersucht, für seine Thermoskanne mit Tee, dem Weinbrand beigemischt gewesen sein soll, interessierte sich aber niemand. Blutproben ergaben 0,6 Promille.

Auch soll zur Zeit des Unglücks im Tower eine Praktikantin den Flugverkehr geregelt haben. Wo ihr Ausbilder war, ist unklar. Aus Gründen der Gewinnmaximierung, sagte ein Ex-Fluglotse, habe ein Lotse die Verantwortung für einen Bereich, den früher vier kontrollierten. Der Airport-Chef und sein Vize traten zurück, der Ausbilder, die Fluglotsin in spe und der Schneepflug-Fahrer sind in U-Haft.

Vor allem: Auf dem Rollfeld sollen zur Unglückszeit gleich zwei Räumfahrzeuge gewesen sein. Ihre Fahrer, so die Zeitung Kommersant, hätten eigenmächtig entschieden, Elektrikern Werkzeug zu bringen. Sie waren dabei, Positionslichter am Ende einer Rollbahn zu reparieren, die die Unglücksstartbahn kreuzt. Auf diese bogen auch die Schneeräumer ein. Das erste Fahrzeug habe dem mit über 200 km/h zum Start rollenden Jet noch ausweichen können, das zweite sei mit ihm kollidiert, so der Bericht.