Ritter vom Heiligen Grab leisten Hilfe im Heiligen Land
Von Otto Klambauer
Ihre Wurzeln reichen weit zurück ins Mittelalter: Im Gefolge der Kreuzzüge entstand im 14. Jahrhundert das Brauchtum, Pilger am Heiligen Grab in der Grabeskirche in Jerusalem zum Ritter zu schlagen. Anfangs nur für Adelige, wurde der Aufnahme-Ritus später auch auf Bürgerliche ausgeweitet.
Aus diesem Brauchtum entwickelte sich im 19. Jahrhundert ein Ritterorden. 1868 bestätigte Papst Pius IX. die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem formell als päpstlichen Ritterorden. So wie der Malteserorden steht er unter der Oberhoheit des Heiligen Stuhls. Und: Er ist der einzige Orden der katholischen Kirche, dem Frauen und Männer, Kleriker und Laien gleichberechtigt angehören.
Heute umfasst der Orden der Grabesritter weltweit 28.000 Personen. In Österreich wurde die Statthalterei des Ritterordens 1951 neu begründet. Hier zählt er mehr als 480 Mitglieder – Ritter, Damen und Geistliche.
Der Auftrag des Ritterordens ist ein zweifacher: Einsatz zur Stärkung des christlichen Lebens in der Heimat – und Unterstützung der Christen im Heiligen Land. Daraus entwickelte sich ein reges soziales Engagement für hilfsbedürftige Menschen im Heiligen Land – aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert, nach der Devise „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Das humanitäre Engagement umfasst Projekte im Westjordanland, in Israel und im Gazastreifen – und dies unabhängig von Herkunft, Religion oder dem sozialen Status der Betreuten. Koordiniert werden die Aktivitäten seit mehr als 13 Jahren über eine „Heiligen-Land-Kommission“. Aktuell werden
fünf Projekte gefördert:
- Im Heim der Schwestern von St. Vincent in Ain-Karim in der Nähe von Jerusalem werden Kinder mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen betreut.
- Im Pflegeheim im Palästinenserdorf Beit Emmaus- Qubeibe werden bedürftige Frauen betreut, sie finden dort ein neues Zuhause.
- Ein Doppel-Programm „Job Creation – Home Renovation“ hilft bedürftigen Familien in Bethlehem, ihre baufälligen Häuser zu renovieren und neuen Wohnraum zu schaffen.
- Im Caritas Baby-Hospital in Bethlehem, der einzigen Kinderklinik im Westjordanland, werden wichtige Impfungen gegen Infektionen bei Säuglingen finanziert.
- Weiters wird geholfen, dass junge palästinensische Kinderärzte in Österreich ausgebildet werden und österreichische Ärzte im Westjordanland eingesetzt werden können.
Die aktuelle Krise in Nahost beweist, wie wichtig solche Hilfsprojekte für die leidtragende Zivilbevölkerung sind.
Informationen unter www.oessh.at
KURIER: Welche Aufgaben hat Ihr Orden?
Karl Lengheimer: Zentrale humanitäre Aufgabe ist die Unterstützung der Christen im Heiligen Land. Und es gilt für unsere Mitglieder zu versuchen, ein ehrliches und normales Glaubensleben zu führen. In Österreich haben wir derzeit 480 Mitglieder, weltweit 28.000. Wir sind gleichberechtigt offen für Laien und Kleriker.
Worauf konzentriert sich die humanitäre Hilfe?
Auf Westjordanland, Israel, Gazastreifen. Doch selbstverständlich sind in den von uns betreuten Schulen auch muslimische Schüler. Oder im Heim für behinderte Kinder in Ain-Karim: Da schaut keiner, ob die Kinder Juden, Christen oder Mohammedaner sind. Wenn man die Kinder dort besucht, weiß man, wie unwichtig solche Unterscheidungen sind.
Wie schwierig ist Hilfe in dieser Krisenregion?
Momentan können wir nicht in den Gazastreifen hinein. Es ist schlimm, wenn unsere Pfarre unter Bombenhagel liegt. Wir versuchen halt trotzdem, unsere Dienste aufrechtzuerhalten.
Welche Schwerpunkte setzen Sie bei der Hilfe?
Unser Fokus ist Hilfe zur Selbsthilfe. Die Hilfe soll nachhaltig sein. Und: Unsere Heilig-Land-Kommission bringt selber die Mittel hinunter, es gibt keine Zwischenstation. Bei uns gibt es so gut wie null Administration. Unsere Leute sind alle ehrenamtlich tätig.