Chronik/Welt

Höhlendrama: "Rettung wird Tage dauern"

Die Retter müssen Monsterschächte, enge Röhren und Seen überwinden, um an die Unglücksstelle in über 1000 Meter Tiefe zu gelangen. Es ist ein schwieriger Abstieg, den am Montag auch der Notarzt Wolfgang Farkas aus dem Pinzgau in Angriff nahm. „Er wird der erste Arzt sein, der zu dem Verletzten vorstößt“, berichtete Helmut Obermair vom Salzburger Höhlenrettungsdienst, der hinter der Grenze in Bayern an einem gigantischen Rettungseinsatz in Deutschlands tiefster und längster Höhle beteiligt ist, zunächst. Doch der Arzt sollte es nicht schaffen, zu dem Verletzten vorzudringen. Sanitäter waren jedoch vor Ort.

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In der Nacht auf Sonntag wurde der Höhlenforscher Johann W. in der Riesendingschachthöhle auf dem Untersberg im Berchtesgadener Land bei einem Steinschlag schwer am Kopf verletzt. Der 52-jährige Stuttgarter konnte nicht mehr aufsteigen. Ein 38-jähriger Kamerad blieb beim Verletzten zurück, während zwei weitere Forscher den Rückweg an die Oberfläche antraten, um Alarm zu schlagen. Zwölf Stunden dauerte der Aufstieg. Seit Sonntagnachmittag werden Retter in den Bereich des Einstiegs der Höhle geflogen. Ihr Gangsystem ist 19,2 Kilometer lang und 1148 Meter tief.

Nicht transportfähig

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Informationen dringen aufgrund des zu überwindenden Höhenunterschieds nur zeitverzögert aus der Tiefe des Berges. „Er ist ansprechbar, aber es geht ihm nicht gut“, hieß es am Montagnachmittag über den Zustand von Johann W. bei der Bergwacht. Als Hauptproblem zeichnete sich ab, dass der Verletzte nur liegend transportiert werden kann. Dies scheint in der Enge der Schächte aber kaum möglich. Einige sind so schmal, dass gerade einmal eine schmale Person durchschlüpfen kann. Helfer aus der Schweiz wurden angefordert, die auf die Rettung aus Schächten spezialisiert sind – unter ihnen auch ein Arzt.

„Der Verletzte muss in alle Richtungen transportfähig sein, damit er geborgen werden kann. Die Rettung wird Tage dauern“, erklärte Norbert Rosenberger, Einsatzleiter der 15 Salzburger Höhlenretter vor Ort. Nur Profis sind in der Lage, in jene Tiefen vorzudringen, in denen der Unglücksort liegt. In den Schächten können Wasser und Steinschlag zur tödlichen Gefahr werden.

Ein Expertenteam aus der Schweiz, das seit Montagabend in der Riesending-Schachthöhle unterwegs ist, soll in den nächsten Stunden bei dem Verletzten ankommen.