Papst Franziskus nimmt die Arbeit auf
Der erste Tag als Papst für den neu gewählten Franziskus hat begonnen. Am Morgen nach seiner Wahl besuchte er die römische Marienbasilika Santa Maria Maggiore. Für den ersten Besuch des neuen Papstes außerhalb des Vatikans wurden scharfe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Das ganze Viertel rund um die Basilika auf dem Hügel Esquilino wurde abgeriegelt. Nach einem stillen Gebet vor der dort verehrten Marienikone sprach der Papst mit dem Erzpriester der Basilika, Kardinal Santos Abril y Castello, und mit einer Gruppe von Schülern, die wegen der unerwarteten Begegnung mit dem Papst zu spät in die Schule kamen. Jorge Bergoglio kann übrigens Deutsch. Neben seiner spanischen Muttersprache und Italienisch beherrscht er zudem Englisch, Französisch und Portugiesisch.
Laut Radio Vatikan wurde der Papst bei seinem halbstündigen Besuch unter anderem von Erzbischof Georg Gänswein begleitet, dem Präfekten des Päpstlichen Hauses. "Er sprach herzlich zu uns – wie ein Vater", sagte der Priester Ludovico Melo, der gemeinsam mit dem Papst betete.
Anschließend machte Franziskus in der römischen Altstadt halt, "um ein paar Sachen mitzunehmen", wie es im Vatikan hieß. In einem Haus nahe dem Pantheon hatte er vor dem Konklave gewohnt.
Besuch bei Papa Ratzinger
In den nächsten Tagen will der neue Papst seinen Vorgänger Benedikt XVI. in Castel Gandolfo besuchen. Er befindet sich seit seinem Rücktritt am 28. Februar in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo und will in einigen Monaten in ein Kloster im Vatikan umziehen, das für ihn als Altersruhesitz umgebaut wird.
Am Samstag wird der neue Papst in der Aula Nervi Journalisten treffen. Am Sonntag wird er sein erstes Angelus-Gebet sprechen. Papst Franziskus I. wird dann am Dienstag mit einem feierlichen Gottesdienst um 9.30 Uhr in sein neues Amt eingeführt. Bei der Messe werden Delegationen aus der ganzen Welt und viele Staats- und Regierungschef anwesend sein. Für Mittwoch (20. März) ist ein Treffen mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen vorgesehen. Die ursprünglich geplante Generalaudienz auf dem Petersplatz findet nicht statt. Am Palmsonntag (24. März) steht eine große Messe auf dem Programm, an der traditionell auch der Papst teilnimmt. Danach spricht Franziskus erneut das Angelus-Gebet.
Peinliche Panne mit falschem Namen
Den italienischen Bischöfen ist nach der Wahl eine peinliche Panne unterlaufen: Mit Freude dankten sie Gott am Mittwochabend um 20.23 Uhr in einer Pressemitteilung, dass er den Mailänder Erzbischof Angelo Scola zu seinem Stellvertreter auf Erden berufen habe. Zu der Zeit ließ sich Bergoglio als Papst Franziskus bereits seit etwa zehn Minuten von den Massen auf dem Petersplatz feiern. Die Aussendung wurde nach einer dreiviertel Stunde korrigiert. Die italienischen Medien hatten seit Tagen für die Wahl Scolas zum neuen Papst die Trommel gerührt und ihn bereits als Gewinner des Konklaves gefeiert.
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Weiß, weiß, weiß! Als der Rauch die Wahl eines neuen Papstes besiegelte, war die Euphorie am Petersplatz und in der Welt groß. Als der neue Papst dann den Balkon betrat, die große Überraschung: Erstmals stammt ein Papst aus Lateinamerika.
Doch wer ist dieser Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires? Zwanzig Fakten zu seinem Leben, seinen Ansichten und Vorlieben.
Die Papst-Wahl war am Mittwoch das beherrschende Thema beim Online-Kurznachrichtendienst Twitter. Insgesamt brachte der Tag über sieben Millionen Tweets zu dem Thema. Nachdem der Argentinier Jorge Mario Bergoglio als neuer Papst Franziskus vorgestellt wurde, habe die Aktivität der Twitter-Nutzer mit 130.000 Mitteilungen pro Minute ihren Höhepunkt erreicht. Allein die Nachricht "HABEMUS PAPAM FRANCISCUM" vom offiziellen Vatikan-Konto "@pontifex" wurde mehr als 68.000 Mal von anderen Nutzern weitergeschickt.
Als er schließlich verkündet wurde, war die Überraschung groß. Überall auf der Welt reagierte die Twitteria.
Schnell wurd Papst Franziskus beurteilt:
Das Warten hatte ein überraschend schnelles Ende. Und die Wahl des Konklave fiel mindestens ebenso überraschend auf den bescheiden und demütig wirkenden Erzbischof von Buenos Aires, der fortan Papst Franziskus sein wird.
Das wird die Spekulationen der vergangenen Tage und Wochen nicht beenden, im Gegenteil: Ist die schnelle Wahl eine konservative oder ein gutes Zeichen für die Zukunft der katholischen Kirche? Haben sich die Kräfteverhältnisse im Vatikan verschoben? Ist der Bezug auf Franz von Assisi („Baue mein Haus wieder auf, das ganz und gar in Verfall gerät“) programmatisch? Wird der Kurs moderat, volksnah, wo der Jesuit doch als „Kardinal der Armen“ und Verfechter der Gerechtigkeit galt?
Nirgenwo sonst wird so viel Kaffeesud gelesen, wie von „Vatikanologen“ und anderen Beobachtern bei einer Papstwahl (seit neuestem auch bei einem Rücktritt). Hat Benedikt XVI. mit seinem Abgang zeigen wollen, dass auch mit Traditionen zu brechen sei; oder hat er die brennenden Fragen und Skandale nicht mehr heben können/wollen, wie andere zu wissen glauben? Und schon wurde weiter spekuliert: Wer die Favoriten für die Nachfolge sind, ob das Kardinalskollegium zerstritten ist, ob sich die Italiener durchsetzen würden – all das hatte ungefähr die Relevanz der Prognosen von Wettbüros, welchen Namen sich der neue Papst geben würde.
Jetzt steht Franziskus fest. Was noch fest steht ist, dass die Aufgabe, die er zu heben hat, eine der schwierigsten in der jüngeren Geschichte der katholischen Kirche ist.
Der schwierige Spagat
Der bisherige Kurs der Amtskirche in Rom und der seiner Schäfchen klafft weit bis diametral auseinander. Sowohl Benedikt XVI. als auch sein Vorgänger haben von einer Öffnung nichts wissen wollen. Sie haben dem konservativen Lager im Vatikan entsprochen, das schon in der kleinsten Modernisierung die Herausnahme eines Steines sieht, der das gesamte Gebäude der Institution Kirche zusammenstürzen lässt. Im Kirchenvolk dagegen gibt es den Wunsch nach Veränderung. Erst gestern ergab eine Umfrage in Deutschland, dass mehr als 90 Prozent der Katholiken dort ein Ende des Zölibats wünschen. Vermutlich fiele die Antwort auf die Fragen nach dem Umgang mit Wiederverheirateten oder der Rolle der Frauen in der Kirche nicht viel anders aus.
Wie Papst Franziskus den Spagat zwischen dem Beharrungsvermögen der Kirche und der nötigen Anpassung, nicht Anbiederung, an eine sich verändernde Welt bewältigen wird, wohin er die Kirche führt, weiß zur Stunde niemand. Lediglich, dass erstmals ein Lateinamerikaner Papst wurde, zeigt, dass sich die katholische Weltkirche nicht nur aus der europäischen Gefühlslage speist.
Daher wäre jetzt einmal Zeit für ein bisschen Gelassenheit – und für jene freundliche Ruhe, die Franziskus am Mittwochabend auf dem Balkon ausstrahlte, als er die Menge bat, für ihn zu beten. In der 2000-jährigen Geschichte der Kirche kommt es auf ein paar Monate, um zu wissen, wohin sie geht, nicht wirklich an.