Papst, Malala, Helmut Kohl: Wer gewinnt?
Von Evelyn Peternel
Er wäre der erste Papst der Weltgeschichte, der den Preis gewinnt – und geht man nach den Quoten der britischen Wettbüros, dürfte er ihn auch bekommen: Papst Franziskus wird als aussichtsreichster Kandidat auf den Friedensnobelpreis gehandelt, der am Freitag in Oslo verliehen wird. 5:2 schätzt das britische Wettbüro William Hill seine Chancen ein, Konkurrent Paddy Power sieht sie gar bei 9:4.
Kandidaten-Rekord
Neben diesen drei Favoriten ist aber noch eine hohe Zahl anderer Kandidaten im Rennen. Insgesamt 278 sind es, so viele wie noch zuvor. Das Komitee in Oslo hält sich allerdings bedeckt, was konkrete Namen angeht: Jene möglichen Laureaten, von denen die Öffentlichkeit weiß, sind entweder logische Anwärter – oder die Personen, die sie nominiert haben, machten dies im Vorfeld bekannt.
Spekulationen sind somit die einzig verlässliche Konstante vor der Preisverleihung – befeuert werden die Ratespiele Jahr für Jahr auch durch die Einschätzung des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio. Kristian Bert Harpviken, Direktor des Instituts, veröffentlicht stets vor der Wahl eine persönliche Shortlist. Sein diesjähriger Favorit: Die japanische Initiative zur Beibehaltung des Artikels 9 in der Verfassung – dieser besagt nämlich, dass Japan sich nie wieder in kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligen soll. Die japanische Regierung hat kürzlich laut über eine „Reinterpretation“ dieser Klausel nachgedacht; die ablehnende öffentliche Resonanz darauf hat sich nun in dieser Initiative verdichtet. Die Wettbüros schätzen die Chancen der Japaner allerdings deutlich weniger hoch ein als Harpviken – die Quoten liegen bei 50:1.
Kämpfer für Transparenz
Auf Platz drei des Forschers rangiert zu guter Letzt Edward Snowden: Der NSA-Whistleblower war ja vor nicht allzu langer Zeit mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden – ein Indiz dafür, dass er auch den Osloer Preis erhalten könnte. Einzig sein Aufenthalt in Russland könnte ihm schaden: "Er wird von seiner Regierung offiziell als Verräter gesucht, und sucht Schutz in Russland - bei einer Regierung, die heute noch umstrittener ist als damals", sagt Berg Harpviken im Interview mit der dpa.
Überraschungen willkommen
Historisch wird die Entscheidung aber auf jeden Fall. Vor allem auch deshalb, weil das fünfköpfige Komitee – die Mitglieder wurden die vom norwegischen Parlament ausgewählt und ernannt – immer gerne auf Überraschungen setzt. So könnte es etwa durchaus sein, dass man das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls zum Anlass nimmt, um den deutschen Altkanzler Helmut Kohl zu ehren – obwohl dessen Chancen bei den Spekulanten nicht besonders hoch stehen. Aber das hat den Preisträgern bekanntlich noch nie geschadet.