Papst begeistert Anhänger auf Kreuzweg
Papst Franziskus hat am Freitag an der Copacabana in Rio de Janeiro zusammen mit Hunderttausenden jungen Katholiken den traditionellen Kreuzweg begleitet. Franziskus rief dabei dazu auf, mit dem christlichen Kreuz den Übeln und dem Leiden auch der heutigen Zeit zu begegnen. "Durch das Kreuz verbindet Jesus sich mit dem Schweigen der Opfer von Gewalt, die nicht mehr schreien können", sagte der Papst. Den Kreuzweg nannte Franziskus einen der "starken Momente" des Weltjugendtages. Er zeichnet die Leidensstationen Jesu in Jerusalem nach, von der Verurteilung über die Kreuzigung bis zur Grablegung. Die Stationen waren auf der Strandpromenade aufgebaut, wo Darsteller die Geschichte des Leidenswegs erzählten. Jugendliche trugen das große Pilgerkreuz zu den jeweiligen Stationen und wurden von Messdienern und einer Ehrengarde begleitet. Der Papst verfolgte die Prozession von einer riesigen Bühne am Strand aus. "Durch das Kreuz verbindet sich Jesus mit den vielen jungen Menschen, die ihr Vertrauen in die politischen Institutionen verloren haben, weil sie Egoismus und Korruption sehen." Dann gebe es noch jene, "die ihren Glauben an die Kirche oder sogar an Gott verloren haben wegen der Unlauterkeit von Christen und von Dienern des Evangeliums", fügte er ein Stück katholische Selbstkritik an. Am heutigen Samstag eröffnet der Pontifex den vorletzten Tag des Weltjugendtages mit einer Messe in einer Basilika von Rio.
Proteste
Die Sozialproteste halten Brasilien seit zwei Monaten in Atem. Im Juni waren Millionen Menschen auf die Straßen gezogen, um gegen Korruption und Verelendung zu protestieren. Der Zorn der Demonstranten richtet sich auch gegen die Milliardenausgaben des Staates für Großereignisse wie die Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr.
Die Stadtverwaltung hat inzwischen die Übernachtung am Strand der Copacabana freigegeben, nachdem aufgrund von Regenfällen die Höhepunkte des Weltjugendtages dorthin verlegt wurden. Sonst ist das streng verboten. Die bis zu zwei Millionen Jugendlichen, die für Samstagabend und Sonntag zum Abendgebet und zur Abschlussmesse erwartet werden, dürfen allerdings trotz der kühlen Witterung in der Nacht keine Zelte an dem weltberühmten Strand aufbauen. Ursprünglich war ein Gelände in 50 Kilometer Entfernung zur Übernachtung vorgesehen. Doch starke Regenfälle verwandelten das Gebiet in einen Morast.