Pistorius: Erste Details zur Tat veröffentlicht
Die Staatsanwaltschaft hat dem Paralympics-Star Oscar Pistorius vorsätzlichen Mord an seiner Freundin Reeva Steenkamp vorgeworfen - und auch Richter Desmond Nair folgt in seiner Einschätzung der Anklage und geht von "vorsätzlichem Mord" aus. Pistorius habe eine "unschuldige und unbewaffnete Frau" erschossen, sagte der Staatsanwalt Gerrie Nel vor Gericht in Pretoria am Dienstag in seinem Eröffnungsplädoyer vor dem Magistratsgericht in Pretoria. Pistorius habe viermal durch die Badezimmertür seines Hauses auf Steenkamp geschossen.
Bei den Anhörungen vor Gericht an Dienstag und Mittwoch wird über die Schwere der Mordanklage und die mögliche Freilassung des Profisportlers gegen Kaution entschieden. Die Anwälte des Sportlers streben eine Freilassung gegen Kaution an. Sie plädieren für eine Anklage wegen Totschlags in einem minder schweren Fall. Die Anklagebehörde möchte, dass der Beschuldigte bis zum Prozess in Untersuchungshaft bleibt.
Erste Details zur Tat
Ankläger Nel begründete den Mordvorwurf damit, dass Pistorius geplant habe, zu sagen, er habe Steenkamp zunächst für einen Einbrecher gehalten. "Das war alles Teil der Planung. Warum sollte sich ein Einbrecher im Bad einschließen?", argumentierte der Staatsanwalt.
Pistorius streitet Vorwürfe ab
Pistorius habe keine Ahnung gehabt, dass es sich bei dem Menschen im Badezimmer um Reeva Steenkamp gehandelt habe, meinte die Verteidigung. Pistorius werde vor Gericht die Vorgänge der dramatischen Nacht vollständig schildern, der Vorwurf des "vorsätzlichen Mordes" sei eine "Ungerechtigkeit".
Gewehr unterm Bett
Er sei schon einmal Opfer von Gewalt gewesen und habe deshalb stets ein Gewehr unter seinem Bett. "Ich hatte schreckliche Angst und fühlte mich ohne meine Prothesen sehr verletzlich. Ich schoss durch die geschlossene Tür und schrie". Bereits während der Ausführungen des Staatsanwalts war Pistorius in Tränen ausgebrochen. Während der Verlesung der eidesstattlichen Erklärung verlor der 26-Jährige so sehr die Fassung, dass Richter Desmond Nair die Sitzung kurz unterbrechen musste. Kurze Zeit später vertagte er sie auf Mittwoch.
Eine Äußerung des Richters deutete allerdings darauf hin, dass die Chancen des Ausnahmesportlers, bis zu seinem Prozess auf Kaution freizukommen, schlecht stünden. Er könne nicht ausschließen, dass die Tat geplant gewesen sei, sagte Nair. Dies würde bedeuten, dass eine Freilassung auf Kaution so gut wie unmöglich wäre. Allerdings wies der Richter darauf hin, dass sich seine Einschätzung bis zur endgültigen Entscheidung noch ändern könnte. Dennoch brachen bei seinen Worten Pistorius' Vater Henke und seine Schwester Aimee in Tränen aus.
Maulwurfsuche
So wurde etwa geschrieben, Steenkamps Schädel sei gebrochen gewesen; Pistorius solle in der Tatnacht Freunde und Verwandte angerufen haben - und nicht aber den Notarzt oder die Polizei. Auf einem im Haus beschlagnahmten Kricketschläger habe sich zudem laut der Zeitung City Press viel Blut befunden.
Großer Andrang
Welle der Sympathie
Mehrfach besuchten bis Montag die Anwälte von Pistorius den Beschuldigten in der Polizeistation, wo der Sportstar inhaftiert ist. Pastor AJ Wilson aus der Provinz Nordkap kam der Cape Times zufolge am Sonntag mit seiner Tochter zu Pistorius. Der Athlet habe bei diesem Treffen durchwegs geweint, berichtete der Pastor. "Wir haben zusammen über die Gegebenheiten geweint, mit denen er nun konfrontiert ist", sagte der Geistliche.
Proteste vor dem Gericht
Zahlreiche Journalisten, Fotografen und Kamerateams umlagern das Polizeirevier in der südafrikanischen Hauptstadt, seitdem der behinderte Profisportler dort inhaftiert ist. Die meisten Besucher des 26-Jährigen weigerten sich, mit der Presse zu sprechen.