Chronik/Welt

Mittelitalien kommt nicht zur Ruhe: Wieder schweres Erdbeben

Mittelitalien ist um 7.41 Uhr von einem Erdbeben erschüttert worden. Das nationale Institut für Geologie und Vulkanologie sprach von einem Erdstoß der Magnitude 6,1 in einer Tiefe von zehn Kilometern. Das Institut korrigierte somit Angaben des Staatsfernsehens RAI, das 7,1 gemeldet hatte. Das Epizentrum des neuen Erdbebens lag zwischen Macerata und Perugia zwischen den Regionen Marken und Umbrien.

Drei Menschen sind lebend aus Trümmern geborgen worden. Sie hätten in der Stadt Tolentino bei Macerata unter Schutt gelegen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Sonntagmorgen unter Berufung auf den Zivilschutz. Zunächst gab es nach dem schweren Beben keine Berichte über Todesopfer.

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Der neue, mehrere Sekunden dauernde Erdstoß sorgte für weitere Einstürze in der Region Marken, die bereits am Mittwoch große Schäden erlitten hatte. Der neue Erdstoß löste Angst unter der Bevölkerung aus, die in Notunterkünften die vierte Nacht im Freien verbracht hatte.

Aleandro Petrucci, Bürgermeister der Ortschaft Arquata, die bereits am 24. August von einem schweren Erdbeben betroffen war, sagte, dass das ganze Dorf zerstört sei. "Arquata gibt es nicht mehr", klagte Petrucci. Auch die vom Erdbeben am Mittwoch schwer beschädigte Kleinstadt Ussita sei komplett zerstört.

Basilika des Hl.Benedikt zerstört

Das Epizentrum des neuen Erdbebens in Mittelitalien hat sich in der Kleinstadt Norcia in Umbrien befunden, dem Heimatort des Heiligen Benedikt, der dort im Jahr 480 zur Welt kam. Die Basilika des Heiligen Benedikt, Schutzpatron Europas, und die Kathedrale von Santa Maria Argentea stürzten ein. Lediglich Teile der Fassaden blieben erhalten.

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Die 5.000 Seelen-Gemeinde Norcia, die im Herzen Umbriens nahe den Sybillinischen Bergen liegt, war bereits 1979 von einem Erdbeben betroffen, bei dem fünf Personen ums Leben kamen und 2.000 Menschen obdachlos wurden. Langwierige Restaurationsarbeiten seien durch die Erdstöße innerhalb von Sekunden vernichtet worden, berichteten die Behörden.

Auch in dem im vergangenen August von einem Erdbeben betroffenen Ort Amatrice, wo die meisten der 298 Todesopfer zu beklagen waren, haben die neuerlichen Erdstöße schwere Schäden angerichtet. So stürzte der mittelalterliche Turm der dem Heiligen Augustin geweihten Kirche ein, der beim Beben im Sommer noch erhalten geblieben war.

Der Turm, dessen Uhr um 3.36 Uhr - Zeitpunkt des verheerenden Bebens am 24. August - stehen geblieben war, galt als Wahrzeichen des zerstörten Amatrice. Wie der stellvertretende Bürgermeister Gianluca Carloni mitteilte, wurden bei den jetzigen Erschütterungen einige Bewohner Amatrices leicht verletzt.

Das Erdbeben war auch in Rom sowie im Friaul deutlich zu spüren. In Rom wurde der U-Bahn-Verkehr wegen Kontrollen auf der Linie unterbrochen.

Auch sonst hat das Erdbeben für erhebliche Probleme im Bahn- und Straßenverkehr gesorgt. Fünf regionale Bahnlinien wurden zwischen den betroffenen Regionen Marken und Umbrien geschlossen. Auf der Bahnlinie Rom-Florenz kam es zu erheblichen Verspätungen. Teile der Konsularstraße Salaria, die Rom mit Umbrien und den Marken verbindet, wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Auch in Teilen Österreichs zu spüren

Das starke Erdbeben in Mittelitalien ist ersten Meldungen aus der Bevölkerung zufolge auch in weiten Teilen Österreichs deutlich bis stark zu spüren gewesen, wie der Österreichische Erdbebendienst der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mitteilte. Die Rückmeldungen stammten "aus Kärnten, dem Inntal, dem Grazer Becken sowie bis hin nach Salzburg und ins Salzkammergut".

Laut ZAMG wurde vor allem aus höheren Stockwerken über ein langsames Schwanken und das Schwingen hängender Gegenstände berichtet. Einige Personen seien auch aufgewacht.