Haftbefehl: Polizei erwischt Gesuchten dank "Pokemon Go"
Weil er unaufmerksam "Pokemon Go" auf seinem Smartphone spielte, ist ein per Haftbefehl gesuchter 18-Jähriger der Polizei in Trier ins Netz gegangen. Nun muss der Mann für ein halbes Jahr ins Gefängnis, wie die Beamten mitteilten. Bisher hatte er sich der Strafe entzogen.
Der 18-Jährige war am Donnerstag mit einem Freund auf der Suche nach den virtuellen Monstern durch Trier gezogen, während die Polizei in der Gegend nach dem Rechten sah. Die beiden Männer wurden überprüft.
"Zu unaufmerksam"
Obwohl der polizeibekannte 18-Jährige zunächst einen falschen Namen nannte, stellte sich bald heraus, dass gegen ihn ein Haftbefehl vorlag. Üblicherweise achteten Gesuchte darauf, ob Polizisten in der Nähe seien, sagte ein Sprecher - hier sei der Bann des Spiels wohl zu stark gewesen.
In der App kann man die beliebten "Pokemon"-Monsterfiguren sammeln. Sie werden an verschiedenen Orten auf dem Smartphone-Display in die reale Umgebung eingeblendet. Das Spiel ist seit Mittwoch auch in Deutschland verfügbar.
Nichts ist sicher vor "Pokemon Go"
Sie sind inzwischen überall: Spieler der neuen Smartphone-App "Pokémon Go" schwärmen weltweit aus. Sie sorgen dabei nicht nur für Menschenansammlungen und skurrile Phänomene, sondern mancherorts auch für Ärger. Dabei war die App eigentlich erst in den USA, Kanada und Neuseeland verfügbar, erst seit Mittwoch gibt es sie offiziell auch in Deutschland.
Gedenkstätten wollen ausgenommen werden
Viele "Pokemon-Go"-Begeisterte zücken allerdings auch in Gedenkstätten ihre Smartphones - und die Einrichtungen sind nicht glücklich darüber. So ermahnte der Arlington-Ehrenfriedhof in Washington die Besucher bei Twitter, das das unangemessen sei. Auch das Holocaust-Museum in der US-Hauptstadt appellierte an die Besucher über den Kurznachrichtendienst, respektvoll zu bleiben. Man versuche, den Ort aus dem Spiel entfernen zu lassen, erklärte ein Sprecher dem Sender NPR am späten Dienstag.
Ein hochrangiger islamischer Gelehrter hält die Smartphone-App "Pokemon Go" für Sünde. Das Spiel zu spielen sei genau so verboten, wie Alkohol zu trinken, sagte der Vize-Scheich der renommierten Kairoer Al-Azhar, Abbas Schuman, am Donnerstag. Das Spiel habe einen negativen Einfluss auf die Spieler, ohne dass diese das bemerkten.
Die Al-Azhar ist eine der wichtigsten religiösen Institutionen der islamischen Welt. Es gehe nicht darum, neuartige Technologien generell abzulehnen, sagte Islam-Gelehrte. Aber einige Menschen benutzten sie geradezu "obsessiv" und würden darüber Arbeit und Gebet vernachlässigen. Zudem müsse verhindert werden, dass durch das Spiel auch Gebetsorte oder staatliche Institutionen negativ beeinflusst würden, sagte er.
Die App des japanischen Spiele-Anbieters Nintendo hat weltweit einen regelrechten Hype ausgelöst. Millionen Menschen machen sich inzwischen weltweit mit ihrem Smartphone auf die Jagd nach den virtuellen Monstern. Das Spiel nutzt die Standort-Erkennung (GPS) des Telefons und blendet die Figuren auf dem Display ein, so dass sich virtuelle und reale Welt verbinden. In Ägypten ist das Spiel offiziell noch nicht erschienen, dennoch sind auch dort bereits zahlreiche "Pokemon"-Jäger unterwegs.
33 Minuten täglich verbringen die US-Nutzer durchschnittlich mit der Mobile-App Pokemon Go, dass sind um elf Minuten mehr als mit Facebook und um 15 mehr als Snapchat oder Twitter, so der internationale Tech-Blog techcrunch. Inzwischen nützen 21 Millionen Menschen die Hype-App täglich in den USA - damit ist es das größte Mobile-Game aller Zeiten.
Die Verweildauer sei einer der wichtigsten Indikatoren für mobile Applikationen, meinten Blogger von techcrunch. Auf Twitter hat sich unter den Go-Nutzern und Nutzerinnen das geflügelte Wort entwickelt: "Pokemon Go hat in 24 Stunden mehr gegen Übergewicht bei Kindern getan, als Michelle Obama in sechs Jahren." (Anm. 2010 startete Michelle Obama die 150 Mio. Dollar schwere "Lets move! Active Schools"- Kampagne).
Unerwartete Fans hat die App auch im österreichischen Parlament, Robert Lugar (Team Stronach): "Pokemon Go ist wirklich eine witzige Idee. Und wenn man es nicht übertreibt, dann hat das Handyspiel auch einen positiven Nebeneffekt" Nach dem die App seit Mittwoch in Deutschland verfügbar ist, erwartet man auch den baldigen Österreich-Release.
Der Ansturm auf das Smartphone-Spiel Pokemon Go, das in Österreich offiziell noch gar nicht in den App-Stores erhältlich ist, ist auch schon in heimischen Städten zu spüren und zu sehen. Die APA machte in Graz den Selbst-Test und begab sich auf die Jagd nach Pikachu, Parasek und Pummeluff. Fazit: GPS- und Serverprobleme, aber dennoch Suchtpotenzial und Spaß - auch für nicht Pokemon-Fans.
Zunächst eines vorweg: Nur wenige mit plus 30 Jahren haben den ersten Hype um Pokemon in den 90er-Jahren leidenschaftlich miterlebt. Umso größer ist bei vielen "Ü-30ern" zu anfangs der Zweifel und das Unverständnis. Doch schon nach wenigen Minuten Spielerklärung durch eingefleischte Fans scheint ein Test zumindest nicht zu schaden - sei es nur, um danach sagen zu können, dass es sich nicht lohnt. Die App, die derzeit noch über nicht ganz sichere Kanäle auf dem Smartphone landet, ist schnell via Bluetooth von einem fremden Handy auf dem eigenen und installiert. Die Gefahr von Viren muss dabei vorerst in Kauf genommen werden.
Die Installation dauert nur wenige Sekunden. Man sucht sich bei seinem Avatar noch Haut- und Haarfarbe, Kleidung, Schuhe und ein Kapperl aus und los geht's - nämlich via GPS. Dieses ist nämlich zusammen mit einer guten Internetverbindung Voraussetzung für das Spiel. Es öffnet sich eine digitale Karte auf dem Display, deren Daten von Google-Maps gespeist werden. Doch statt Straßennamen lassen sich - zumindest in den Städten - viele blaue "Pokestops" finden. Bei ihnen können die sogenannten Pokebälle und andere "Items" gesammelt werden. Dafür muss man als Spieler aber in der realen Welt zu den digitalen Pokestops hingehen, wobei der Avatar am Handy via GPS "mitgeht". Wenige Meter rund um die Pokestops, die meist an besonderen Bauwerken, Statuen oder ähnlichem sind, können die Bälle gesammelt werden.
Neben dem Sammeln der Monster können diese dann auch noch aufgebessert oder entwickelt werden. Hat man ein paar starke Monster in der Tasche und sein eigener Avatar Level fünf erreicht, steht einem Spaziergang zu einer sogenannten Arena nichts im Wege: Diese sind in Graz an vielen Orten, etwa am Hauptplatz, am Jakominiplatz oder auch am Schloßberg zu finden. In den Arenen wird gegen Monster von anderen Spielern gekämpft - natürlich nur digital, wobei der reale Gegner nicht einmal in der Nähe sein muss. Der Gewinner hinterlässt nämlich sein bestes Pokemon in der Arena, kommt ein anderer Spieler später vorbei, kann er ihn herausfordern und die Arena übernehmen. Gekämpft wird übrigens in drei unterschiedlichen Teams, für das man sich als Spieler ab Level fünf entscheiden muss.
Neben der körperlichen Betätigung beim Spazieren oder Radfahren hat Pokemon Go noch einen positiven Nebeneffekt: Schnell entwickeln sich Gespräche mit fremden Menschen, die eben zufällig auch gerade auf Pokemon-Jagd herumlaufen. Vorsicht ist aber vor allem in der Stadt geboten: Der ständige Blick auf das Smartphone verleitet zur Unachtsamkeit im Straßenverkehr. Negativ sind auch der hohe Akku-Verbrauch und die GPS- sowie Server-Probleme. Vor allem gegen 20.00 Uhr ist oft Schluss mit lustig, weil offenbar sehr viele gleichzeitig auf die Server zugreifen und diese überlastet sein dürften. Die Folge ist, dass man nicht mehr ins Spiel kommt, sich die App aufhängt oder das GPS-Signal nicht geortet werden kann. Da steigt der Frustfaktor - und dennoch versucht man es immer wieder.