Chronik/Welt

Ebola-Panikmache in den USA

Als sich die Seuche noch aufs ferne Westafrika beschränkte, war sie kaum von Interesse. Doch jetzt schüren vor allem konservative amerikanische Medien Panik und Paranoia – und wollen damit Präsident Barack Obama treffen.

"Nur Minuten, nachdem er von einem neuen Ebola-Opfer gehört hatte, ging der Präsident golfen", echauffierte sich die Fox-News-Moderatorin Harris Faulkner. Ihr Kollege Eric Bolling fantasierte, dank Obama könne Ebola nun "auf dem Rücken des ‚Islamischen Staates‘ über unsere Grenzen kommen." Und Elisabeth Hasselbeck von Fox News brachte den Direktor der US-Gesundheitsbehörde, Anthony Fauci, aus dem Konzept, als sie fragte: "Wieso stellen wir nicht die Flüge ein und schließen die Grenzen?" – "Sorry, ich weiß nicht, was sie damit meinen", antwortete der berühmte Immunologe. "Das macht wirklich keinen Sinn."

Wie im Zombie-Film

Nach den wenigen registrierten Fällen in den USA und in Europa bleibt der Ausbruch einer Ebola-Pandemie unwahrscheinlich. Dazu sei das Gesundheitssystem in den westlichen Ländern zu fortgeschritten. Dennoch versteht auch Seuchenforscher Anthony Fauci den Hype: "Ebola ist eine jener Krankheiten, aus denen Zombie-Filme gemacht werden", sagte er dem New York Magazine.

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Präsident Obama trifft sich jetzt täglich mit dem Ebola-Krisenstab. Akute Maßnahmen beschränken sich aber eher auf symbolische Schritte, etwa stärkere Screenings an den fünf größten US-Flughäfen JFK, Newark, Atlanta, Washington-Dulles und Chicago-O’Hare. Obama rief die internationale Staatengemeinschaft erneut dazu auf, mehr zu tun. "Die Welt als Ganzes tut nicht genug", sagte er am Dienstag. Dabei seien alle Bevölkerungen direkt bedroht, es gebe keinen Ort, "der mehr als ein paar Flugstunden entfernt ist". Die US-Gesundheitsbehörden haben inzwischen 76 Krankenhausmitarbeiter unter Beobachtung gestellt, die bei der Behandlung des verstorbenen Ebola-Patienten Thomas Eric Duncan mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten.

Am Donnerstag kommen die EU-Gesundheitsminister in Brüssel zu einem Ebola-"Meinungsaustausch" zusammen. Dabei geht es auch um mögliche Maßnahmen im Flugverkehr.

Die Weltgesundheitsorganisation erwartet für Dezember 5000 bis 10.000 neue Ebola-Fälle in Westafrika pro Woche (mehr dazu hier). Die WHO-Experten um Vize-Generaldirektor Bruce Aylward befürchten eine Ausbreitung auch in Indien, da viele indische Arbeitskräfte regelmäßig aus Westafrika heimreisen. Dubai oder andere internationale Flug-Drehkreuze könnten sich dabei als Super-Infektionsorte herausstellen. Am Flughafen Kairo werden Passagiere aus bestimmten Destinationen auf Fieber untersucht.

Feuerbestattung

Der am Dienstag in Leipzig verstorbene 56-jährige Ebola-Patient aus dem Sudan sollte unverzüglich eingeäschert werden. Obwohl die Feuerbestattung im Islam nicht vorgesehen ist, entschied die Stadtverwaltung, dass die Sicherheit vorgehe.

Quarantäne in Salzburg

Auch in Salzburg muss ein 15-jähriger Flüchtling aus Liberia aus Sicherheitsgründen noch weitere neun Tage in Quarantäne bleiben, obwohl es gesund und fieberfrei ist und keine Krankheitssymptome vorliegen, teilte LHstv. Christian Stöckl mit. Der Bub war am 6. Oktober durch Schengen-Fahnder aufgegriffen worden und hatte erzählt, dass seine Familie an Ebola gestorben sei und er sie bis zuletzt gepflegt habe. Seitdem wird er auf der Infektiologie der Salzburger Landeskliniken beobachtet.